Ein Jahr, das Salzburg veränderte
Die schöne und die hässliche Seite der Flüchtlings- und Migrationsbewegung zeigen sich. Und der Wert sachlicher Politik und zurückhaltender Rhetorik.
Zwei junge Syrer, beide vor einem Jahr ins Land gekommen – eine Erfolgsgeschichte schreibt der eine, schockierende Schlagzeilen der andere. Die Lebenswege der beiden Flüchtlinge, wie sie auf den Seiten 2 und 3 dieser Ausgabe geschildert werden, könnten kaum unterschiedlicher sein. Sie illustrieren, wie sehr sich Salzburg in dem Jahr verändert hat, seit die große Flüchtlings- und Migrationsbewegung im Sommer 2015 auch hier angekommen ist. Die Veränderung geschah zum Guten wie zum Schlechten.
Die Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit, mit der Tausende Salzburger den Ankommenden damals begegnet sind und ihnen heute beim Bleiben helfen, haben das Land bereichert. Eine Gesellschaft, die ohnedies reich ist an Ehrenamt und Engagement, hat noch zusätzliche Kräfte mobilisiert. Sie wird auch durch Fähigkeiten der Einwanderer reicher. Das ist eine Seite, die schöne. Die andere Seite, die hässliche, zeigt sich regelmäßig in Polizeiberichten. Sogar Kapitalverbrechen gibt es, sie sind die Ausnahme. Etliche, die mit dem großen Flüchtlingszug gekommen sind, tauchen aber regelmäßig im Zusammenhang mit Kleinkriminalität und Drogenhandel auf. Der Bahnhof ist ein Brennpunkt dieses Geschehens.
Rund 4600 Asylbewerber warten in Quartieren des Landes auf ihren Bescheid. Die Menge entspricht der Einwohnerschaft einer mittelgroßen Gemeinde. Auch wenn nicht alle bleiben werden, veranschaulicht die Zahl doch: Die Herausforderungen an Land und Leute sind gigantisch.
Bisher wurden sie gut gemeistert. Nach der Erst- und Nothilfe im vergangenen Sommer hat sich so etwas wie Normalbetrieb eingestellt. Auch die Emotionen und Haltungen haben sich normalisiert. Wer die Flüchtlinge vor einem Jahr mit Applaus begrüßt hat, kann jetzt Glücksspiel Integration . . .