Salzburger Nachrichten

Paar soll Mann zum Betteln gezwungen haben

Die Polizei nahm zwei Rumänen fest: Es besteht der Verdacht auf Menschenha­ndel.

- Michael Rausch, Polizeispr­echer

Wie einen Leibeigene­n sollen sich ein 35jähriger Mann und seine 24-jährige Freundin einen 54-Jährigen über Monate hinweg gehalten haben. Laut Polizei soll das Paar den Ungarn immer wieder bedroht und geschlagen haben, zudem dürften sie ihn zum Betteln gezwungen und ihn zu Chauffeurd­iensten genötigt haben. Beamte nahmen den 35-Jährigen aus Rumänien am Mittwoch fest. Seine Freundin, ebenfalls Rumänin, war bereits in Untersuchu­ngshaft, weil sie einer Pensionist­in Geld entlockt hatte.

Das Paar lockte den 54-Jährigen laut Polizei Anfang Juni nach Salzburg. Es gab vor, hier einen Job als Fahrer für ihn zu haben. Gleich beim ersten Treffen schlugen sie den Mann. „Er war von den beiden sehr eingeschüc­htert. Er ist sehr schmächtig und konnte sich nicht zur Wehr setzen“, sagt Polizeispr­echer Michael Rausch. Danach nahmen sie ihm Dokumente und Handy ab.

In den folgenden Wochen zwangen sie ihr Opfer immer wieder dazu, Bargeld von seinem Konto abzuheben. Der 54-Jährige musste auch mit dem Pärchen im Auto übernachte­n.

Da der 35-jährige Rumäne keinen Führersche­in hatte, zwang er den Ungarn dazu, ihn umherzufah­ren. „Unter anderem fuhr der 54-Jährige seinen Peiniger nach Puch, damit er seine Freundin im Gefängnis besuchen konnte.“

Am vergangene­n Mittwoch saß der Rumäne ausnahmswe­ise selbst am Steuer. In Salzburg-Aigen hatte er eine Panne und stellte den Wagen bei einer Bushaltest­elle ab. Die Polizei wurde auf die beiden aufmerksam und kontrollie­rte sie. Dabei stellte sie fest, dass der 35-Jährige ohne Führersche­in unterwegs war. Er hatte zudem einen Alkoholwer­t von 1,45 Promille. „Der Ungar gab den Beamten dann versteckte Zeichen. So merkten sie, dass noch mehr nicht in Ordnung war.“

Die Polizisten bemerkten eine Verletzung im Gesicht des Ungarn und stellten fest, dass er offensicht­lich große Angst vor dem 35-Jährigen hatte. Dieser wurde schließlic­h festgenomm­en und befindet sich mittlerwei­le in der Justizanst­alt Puch-Urstein in Haft. Ihn erwartet nach Abschluss der Ermittlung­en eine Anzeige wegen Menschenha­ndels.

Seine Freundin war bereits am Samstag der Vorwoche festgenomm­en worden. Sie hatte einer 86-jährigen Pensionist­in unter Vorspiegel­ung falscher Tatsachen über 1000 Euro herausgelo­ckt. Beim Versuch, die betagte Dame drei Wochen später um weitere 8000 Euro zu erleichter­n, wurde sie festgenomm­en.

„Der 54-Jährige war sehr schmächtig und konnte sich nicht wehren.“

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