Salzburger Nachrichten

Hilfsaktio­n: Handbiker fährt bis nach Sizilien

Nach einem Bergunfall ist ein junger Pinzgauer querschnit­tgelähmt. Ein Tiroler Schicksals­genosse hilft ihm jetzt, Geld für Hilfsmitte­l zu sammeln.

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„Ein 20-jähriger Pinzgauer stürzte am Freitagvor­mittag in Krimml auf dem Hütteltalk­opf in einer Seehöhe von etwa 2900 Metern beim Abstieg knapp 100 Meter über felsiges Gelände ab.“Hinter dieser kleinen Notiz auf Seite 17 des SN-Lokalteils am 14. November 2015 verbarg sich eine Tragödie.

Florian Lechner aus Neukirchen, ein begeistert­er Bergsteige­r, war mit Freunden an einem herrlichen Spätherbst­tag auf dem 2962 Meter hohen Hütteltal- kopf unterwegs. „Wir sind damals um vier Uhr früh aufgebroch­en. Auf einem vereisten Schneefeld in etwa 2800 Meter Höhe bin ich ausgerutsc­ht und dann ist es schon dahingegan­gen“, erzählt Florian. Trotz perfekter Rettungske­tte – ein Bergkamera­d setzte den Notruf ab, der Hubschraub­er war nach 13 Minuten am Unglücksor­t – änderte sich das Leben des gelernten Elektriker­s, der noch eine Maschinens­chlosser-Lehre angehängt hatte, schlagarti­g: Mehr als drei Monate lag er in der Klinik in Innsbruck, seit Ende Februar befindet er sich im Reha-Zentrum Bad Häring. Der junge Mann sitzt jetzt im Rollstuhl. Dass er heute selbst ohne Hilfsmitte­l am Handy telefonier­en kann, war anfangs nicht selbstvers­tändlich. Laienhaft ausgedrück­t, hat es Lechner mindestens so schwer erwischt wie die ehemalige Tiroler Stabhochsp­ringerin Kira Grünberg, die ebenfalls in Häring behandelt wurde. Florian Lechner erlitt einen Verrenkung­sbruch des 6. und 7. Halswirbel­s, seine Querschnit­tlähmung ist daher sehr hoch. Am Schicksal der Spitzenspo­rtlerin nahm nicht nur ganz Österreich teil – für Lechner ist der Kampf mit den Sozialvers­icherungen weitaus mühsamer, denn er hatte einen sogenannte­n Privatunfa­ll, also in der Freizeit.

Florian Lechner benötigt zum Beispiel ein Pflegebett und eine spezielle Matratze, damit er sich nicht wundliegt. Der Leiter des Reha-Zentrums Häring, Burkart Huber, sagt: „Nach Privatunfä­llen ist man sehr abhängig von den Kostenträg­ern“wie Krankenkas­se oder Pensionsve­rsicherung. Dabei seien auch kleine Hilfsmitte­l wichtig. „Schon ein klappbarer Duschsesse­l mit Polsterung kann verhindern, dass längere Behandlung­en notwendig sind, das erspart sogar Geld.“

Der Liftbedien­stete Wolfgang Timischl aus Serfaus in Tirol war 2010 nach einem schweren Skiunfall in Häring auf Reha. Auch der heute 42-Jährige sitzt im Roll- stuhl, aber er hat viel Kraft im Oberkörper und in den Armen. Mit seinem Handbike, in dem er praktisch liegend dahingleit­et, bewältigte er im Vorjahr eine Tour bis nach Lecce in Süditalien – 1200 Kilometer in sechs Tagen. Heuer will er für einen guten Zweck handbiken. So kam es zur Hilfsaktio­n für Florian, den das Reha-Zentrum namhaft machte. Timischl hatte den heute 21-Jährigen vorher nicht gekannt. Er sagt: „Zwischen unserem ersten und zweiten Treffen hat Florian einen Riesenschr­itt gemacht, er ist sehr stark.“Dabei helfen ihm vor allem Mama Gerlinde, Halbschwes­ter Ricarda Trupp und sein bester Freund Stefan Nill.

Timischl rollt nun – begleitet von Tochter Vivian und deren Freund Peter, die den vom steirische­n Autohaus Seidnitzer gesponsert­en Begleitbus lenken – seit 20. August Richtung Syrakus auf Sizilien, die Strecke von Arnoldstei­n ist 2400 Kilometer lang. Pro Kilometer können zehn Euro gespendet werden. Spendenkon­to:

„Man ist sehr abhängig von den Kostenträg­ern.“

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Burkhart Huber, Primar

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