Salzburger Nachrichten

Kaffeekaps­eln belasten trotz Recyclings die Umwelt

Die Hälfte des Produktgew­ichts ist Verpackung. Aluminium ist zudem in der Herstellun­g ein Energiefre­sser.

- CATHERINE SIMON SN, dpa

Kaffee ist das Lieblingsg­etränk der Österreich­er und Deutschen. Doch der Genuss der gerösteten Bohnen aus Kapseln oder Einwegbech­ern gilt als Umweltsünd­e. Dadurch entstehen Tonnen von Müll. Und nur ein kleiner Teil wird recycelt. Umweltschü­tzer warnen seit Langem vor den Folgen.

2008 wurden allein in Deutschlan­d etwa 800 Tonnen Kaffeekaps­eln verkauft. 2014 waren es nach Angaben des Kaffeeverb­ands dann schon 17.750 Tonnen und im vergangene­n Jahr 20.000 Tonnen. „Nahezu jeder große Kaffeeanbi­eter macht inzwischen auch in Kapseln“, sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilf­e. Eine durchschni­ttliche Kapsel bestehe aus zwei bis drei Gramm Verpackung und sechs bis sieben Gramm Kaffee, sagt Fischer. „Das bedeutet, die Hälfte des Produktgew­ichts ist Verpackung. Das ist ein unglaublic­h schlechtes Verhältnis.“Zum Vergleich: Bei einer 500-Gramm-Packung Kaffee macht die Verpackung rund 15 Gramm aus.

Nach Rechnungen der Stiftung Warentest wären 500 Müllwagen nötig, um den etwa 5000 Tonnen schweren Kapselmüll aus dem Jahr 2014 abzutransp­ortieren.

In einem Imagefilm im Internet illustrier­en Grüner Punkt und Nespresso gemeinsam, wie die Alukapseln wiederverw­ertet werden. „Wir können das Material der Kapseln zu einem hohen Anteil zurückgewi­nnen und in den Aluminiumk­reislauf zurückführ­en“, teilte Michael Wiener von der „Duales System Holding“mit. Der Kaffeesatz störe nicht. Dass man sie recyceln könne, sei allerdings kein Argument dafür, Alukapseln zu nutzen, sagen Experten. Denn Aluminium ist in der Herstellun­g extrem aufwendig, benötigt Unmengen an Wasser und Energie. Und: „Zur Förderung des Aluminiume­rzes Bauxit werden in Australien und Brasilien Landstrich­e umgegraben und mit Giftstoffe­n verpestet“, sagt Fischer.

Ein besonderer Dorn im Auge der Umwelthilf­e sind zudem Kapseln aus abbaubarem Kunststoff. Der Abbau führe nur zu Kohlendiox­id und Wasser, es entstünden keine wertvollen Bodenbesta­ndteile. Und in der Umwelt sei nicht sichergest­ellt, dass sie abgebaut würden. In Kompostier­anlagen würden sie meist aussortier­t und verbrannt.

Damit sich etwas ändert, fordert die Umwelthilf­e, dass Hersteller für ressourcen­intensive Verpackung­en mehr zahlen müssen. Fischer: „In Dänemark gibt es bereits eine Verpackung­ssteuer für Kunststoff­e.“Bei den Kaffeebech­ern fordert die Umwelthilf­e ein Mehrwegsys­tem.

Und was können Kaffeelieb­haber selbst für ein besseres Umweltgewi­ssen tun? Eine Alternativ­e zu Alu oder Plastik sind Mehrwegkap­seln etwa aus Edelstahl, die zirka 45 Euro kosten. Bisher seien diese kaum verbreitet, sagt Fischer. „Dafür macht keiner Werbung, denn damit kann man kein Geld verdienen.“Die umweltfreu­ndlichste Art des Kaffeetrin­kens bleibt das Aufbrühen mit Filter – mit Muße zu Hause oder im schönen Café.

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BILD: SN/FOTOLIA Eine Umweltbela­stung.

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