Kaffeekapseln belasten trotz Recyclings die Umwelt
Die Hälfte des Produktgewichts ist Verpackung. Aluminium ist zudem in der Herstellung ein Energiefresser.
Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Österreicher und Deutschen. Doch der Genuss der gerösteten Bohnen aus Kapseln oder Einwegbechern gilt als Umweltsünde. Dadurch entstehen Tonnen von Müll. Und nur ein kleiner Teil wird recycelt. Umweltschützer warnen seit Langem vor den Folgen.
2008 wurden allein in Deutschland etwa 800 Tonnen Kaffeekapseln verkauft. 2014 waren es nach Angaben des Kaffeeverbands dann schon 17.750 Tonnen und im vergangenen Jahr 20.000 Tonnen. „Nahezu jeder große Kaffeeanbieter macht inzwischen auch in Kapseln“, sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. Eine durchschnittliche Kapsel bestehe aus zwei bis drei Gramm Verpackung und sechs bis sieben Gramm Kaffee, sagt Fischer. „Das bedeutet, die Hälfte des Produktgewichts ist Verpackung. Das ist ein unglaublich schlechtes Verhältnis.“Zum Vergleich: Bei einer 500-Gramm-Packung Kaffee macht die Verpackung rund 15 Gramm aus.
Nach Rechnungen der Stiftung Warentest wären 500 Müllwagen nötig, um den etwa 5000 Tonnen schweren Kapselmüll aus dem Jahr 2014 abzutransportieren.
In einem Imagefilm im Internet illustrieren Grüner Punkt und Nespresso gemeinsam, wie die Alukapseln wiederverwertet werden. „Wir können das Material der Kapseln zu einem hohen Anteil zurückgewinnen und in den Aluminiumkreislauf zurückführen“, teilte Michael Wiener von der „Duales System Holding“mit. Der Kaffeesatz störe nicht. Dass man sie recyceln könne, sei allerdings kein Argument dafür, Alukapseln zu nutzen, sagen Experten. Denn Aluminium ist in der Herstellung extrem aufwendig, benötigt Unmengen an Wasser und Energie. Und: „Zur Förderung des Aluminiumerzes Bauxit werden in Australien und Brasilien Landstriche umgegraben und mit Giftstoffen verpestet“, sagt Fischer.
Ein besonderer Dorn im Auge der Umwelthilfe sind zudem Kapseln aus abbaubarem Kunststoff. Der Abbau führe nur zu Kohlendioxid und Wasser, es entstünden keine wertvollen Bodenbestandteile. Und in der Umwelt sei nicht sichergestellt, dass sie abgebaut würden. In Kompostieranlagen würden sie meist aussortiert und verbrannt.
Damit sich etwas ändert, fordert die Umwelthilfe, dass Hersteller für ressourcenintensive Verpackungen mehr zahlen müssen. Fischer: „In Dänemark gibt es bereits eine Verpackungssteuer für Kunststoffe.“Bei den Kaffeebechern fordert die Umwelthilfe ein Mehrwegsystem.
Und was können Kaffeeliebhaber selbst für ein besseres Umweltgewissen tun? Eine Alternative zu Alu oder Plastik sind Mehrwegkapseln etwa aus Edelstahl, die zirka 45 Euro kosten. Bisher seien diese kaum verbreitet, sagt Fischer. „Dafür macht keiner Werbung, denn damit kann man kein Geld verdienen.“Die umweltfreundlichste Art des Kaffeetrinkens bleibt das Aufbrühen mit Filter – mit Muße zu Hause oder im schönen Café.