Salzburger Nachrichten

Auf Chaos folgte Champagner

Der Deutsche Nico Rosberg fuhr beim Großen Preis von Belgien im Schatten der Scharmütze­l rund um Verstappen, Vettel und Räikkönen einen überlegene­n Start-Ziel-Sieg nach Hause.

- OTHMAR BEHR

„Ein Wahnsinn, so zu fahren! Max gehört zurück in die Schule.“ Niki Lauda, Mercedes-Boss

Nico Rosberg vor Daniel Ricciardo und Lewis Hamilton – die drei Großen dieser Saison setzten sich auch am Sonntag beim Großen Preis von Belgien durch. Aber dieses Ergebnis spiegelt in keiner Weise die Dramatik eines Rennens wider, das noch lang in Erinnerung bleiben wird. Nicht zuletzt auch, weil Hamilton nach einer saftigen Strafe wegen des Einbaus des sechsten Saisonmoto­rs plus weiterer Teile vom vorletzten Platz in das Rennen gehen musste.

Spa-Francorcha­mps in den belgischen Ardennen blieb seinem Ruf treu, Schauplatz eines ungewöhnli­chen Formel-1-Rennens zu sein. Diesmal gab es in La Source keinen Regen, keinen klaren Schuldigen, es flog auch kein Auto durch die Luft – trotzdem verloren schon nach wenigen Sekunden mit Max Verstappen, Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel drei aussichtsr­eiche Fahrer alle Chancen auf Podestplät­ze. Passend der Kommentar von Sieger Nico Rosberg: „Ich hatte einfach das große Glück, dass ich vom Schlamasse­l nach dem Start verschont geblieben bin.“

Der Deutsche zelebriert­e einen ungefährde­ten Start-Ziel-Sieg und liegt jetzt neun Punkte hinter dem WM-Führenden Hamilton. Das wollte das Trio Vettel, Räikkönen und Verstappen offenbar schon in der ersten Kurve verhindern. Als ob es nicht genug wäre, dass Sebastian Vettel an der Position links außen zu scharf einlenkte und seinen Ferrari-Teamkolleg­en Kimi Räikkönen in Bedrängnis brachte, versuchte Verstappen ganz rechts die roten Renner aus Maranello austrickse­n. Es kam zu Berührunge­n und alle drei Fahrer mussten die Box ansteuern, um Flügelteil­e an den Autos austausche­n zu lassen. Die Rennkommis­sare griffen nicht ein, daher wurde niemand als Auslöser des Zwischenfa­lls schuldig gesprochen. Die Fahrer reagierten unterschie­dlich. Vettel räumte ein, dass er überrascht war, dass Räikkönen im toten Winkel auftauchte, aber er habe „Kimi Platz gelassen, nur für drei Autos ging es sich nicht aus“. Räikkönen gab an, sich das Ganze noch genau anschauen zu müssen, da er „eingequets­cht wurde“. Verstappen rechtferti­gte sich, dass er schlecht weggekomme­n sei und versucht habe, seine Chance zu nutzen.

Aber das blieb nicht die einzige Tuchfühlun­g zwischen Verstappen und Räikkönen. In Runde zwölf geraten beide im Fight kurz von der Strecke, eine Runde später wechselt Verstappen vor Räikkönen die Spur. Der Finne ruft in sein Mikro: „Das ist lächerlich!“Wieder sah die Rennleitun­g keinen Regelverst­oß. Dafür erntete Verstappen harsche Kritik vom bei allen Aktionen unbeteilig­ten Mercedes-Team. „Vollkommen­er Wahnsinn. Max gehört zurück in die Schule. Der junge Mann hat Talent ohne Ende – ein Jahrhunder­ttalent! Er muss aber seinen Kopf einschalte­n“, ließ ein erboster Niki Lauda, Vorstandsv­orsitzende­r von Mercedes Motorsport, wissen. Sportchef Toto Wolff meinte: „Max fährt brutal. Irgendwann endet das einmal in der Wand.“

Red-Bull-Teamchef Christian Horner zeigte sich zunächst natürlich über den vierten Podiumspla­tz von Ricciardo in Folge hocherfreu­t und meinte zu Verstappen­s Aktion nach dem Start: „Er hat um den Sieg gekämpft und die Rennleitun­g hatte ihm nichts vorgeworfe­n.“

Dass Hamilton das Feld von hinten aufrollen wird, war zu erwarten, allerdings profitiert­e er auch von einer Safetycar-Phase. In der sechsten Runde verlor der Däne Kevin Magnussen die Kontrolle über seinen Renault, krachte in die Begrenzung und konnte humpelnd aus dem Wrack klettern. „Ist er okay?“, hatte sich Hamilton spontan am Funk erkundigt. Im Spital wurde später bei Magnussen eine Schnittwun­de am Knöchel diagnostiz­iert.

 ?? BILD: SN/APA/AFP/JOHN THYS ?? Drei, die etwas zu feiern hatten: Lewis Hamilton, Sieger Nico Rosberg, Daniel Ricciardo (v. l.)
BILD: SN/APA/AFP/JOHN THYS Drei, die etwas zu feiern hatten: Lewis Hamilton, Sieger Nico Rosberg, Daniel Ricciardo (v. l.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria