Salzburger Nachrichten

Alter Traktor muss genügen

Die Bauerneink­ommen sinken seit Jahren. Das zwingt die Landwirte zum Sparen. Die Folge: Landmaschi­nenhändler verzeichne­n massive Rückgänge beim Traktorenv­erkauf.

-

SALZBURG. Wenn Markus Müllegger hinaus auf das Feld fährt, sitzt er in einem Steyr 8045, Baujahr 1981, 42 PS. Der Landwirt aus Seeham denkt nicht daran, einen neuen zu kaufen. „Natürlich geht mit einem größeren Traktor alles schneller. Nur: Man muss überlegen, ob es die Investitio­n wirklich wert ist. Mein Traktor hat einen Wert von 10.000 Euro. Der nächste Traktor, der interessan­t wäre, kostet gebraucht mindestens 25.000 Euro. Das muss man zuerst hereinwirt­schaften.“Auf einem Hof mit sieben Hektar Wiesenfläc­he und fünf Hektar Wald lohne sich das nicht. Außerdem: „Die alten Steyr-Traktoren haben einen Vorteil – die wurden noch für die Ewigkeit gebaut.“

Nur noch investiere­n, wenn es unbedingt nötig ist: So denken angesichts sinkender Milchpreis­e viele Landwirte.

Am deutlichst­en zeigt sich das beim Traktorenv­erkauf. Im Vergleich zu den Spitzenjah­ren sanken die Verkaufsza­hlen um mehr als 40 Prozent. So wurden in Salzburg laut Zulassungs­statistik vor zehn Jahren 543 Traktoren verkauft. 2012 waren es immerhin noch 458. Im Vorjahr waren es nur mehr 310 Neuzulassu­ngen. Für heuer rechnen Insider mit 270 bis 280 Neuzulassu­ngen.

Beim Lagerhaus seien die Verkaufsza­hlen im Vergleich zum Vorjahr jetzt einigermaß­en stabil, sagt Andreas Klimitsch, der Leiter des Bereichs Landtechni­k. Insgesamt sei der Markt aber rückläufig.

Das liegt nur zum Teil an der sinkenden Zahl von Bauern. Hauptgrund sind die sinkenden Einkommen. Klimitsch: „Natürlich spürt man das bei der Investitio­nsfreude der Bauern.“

Insbesonde­re der Milchpreis ist stark gesunken. Das trifft vor allem konvention­elle Bauern. Biobauern sind wegen der vergleichs­weise guten Biomilchzu­schläge in einer besseren wirtschaft­lichen Lage. Den Trend bestätigt auch Landtechni­khändler Josef Schnitzhof­er senior aus Abtenau. „Wir haben heuer sicher auch wieder einen Rückgang bei den Traktorver­käufen.“Kleinere Landwirte seien „eher zurückhalt­end. Man wartet zurzeit eher ein bisschen ab.“

Es gibt zwar nach wie vor Bauern, die große und entspreche­nd teure Traktoren anschaffen. Das sind aber oft Landwirte, die von anderen Bauern Flächen zupachten und deshalb schwere Maschinen einsetzen. Die Bandbreite der Preise für Traktoren bewegt sich im Regelfall zwischen 40.000 und 100.000 Euro.

Für solche Investitio­nen sehen zahlreiche Landwirte momentan keinen Spielraum. Das Durchschni­ttseinkomm­en pro Betrieb ist in Salzburg im Vorjahr laut Grünem Bericht um fünf Prozent gesunken – auf 18.502 Euro. Im Österreich-Schnitt sank das landwirtsc­haftliche Einkommen sogar um 17 Prozent. Seit 2011 sanken die Einkommen im Schnitt österreich­weit um ein Drittel. Das Minus dürfte sich heuer fortsetzen.

Die Maschinen seien ein wesentlich­er Kostenfakt­or auf den Höfen, sagt Landwirtsc­haftskamme­rpräsident Franz Eßl. „Da muss man schauen, dass man die möglichst gering hält. Die Einkommen sind in letzten vier Jahren schon immer zurückgega­ngen, die Situation ist nicht einfach.“

Was können die Bauern tun? „Noch mehr Wert legen auf Produktinn­ovation“, sagt Eßl. „Wenn ein Produkt eine Geschichte mit erzählen kann, ist der Konsument auch bereit, einen höheren Preis zu zahlen“, sagt Eßl und nennt als Beispiel den „Lungauer Eachtling“. Man könne auch in Verbindung mit dem Lungauer Biosphären­park oder dem Nationalpa­rk neue Vermarktun­gsmöglichk­eiten andenken. „Und man muss natürlich schauen, dass man die Kosten niedrig hält.“

Einen leichten Hoffnungss­chimmer gibt es seit Kurzem: Der Milchmarkt scheint sich langsam zu erholen. Die SalzburgMi­lch kündigte an, den Erzeugerpr­eis bis Oktober um zwei Cent anzuheben. Für einen Liter konvention­eller Milch sollen die Bauern dann brutto 32,77 Cent bekommen und für Biomilch rund 49 Cent.

„Vor allem kleinere Landwirte warten zurzeit eher ab.“Josef Schnitzhof­er, Landtechni­khändler

 ?? BILD: SN/CHRIS HOFER ?? Sie setzen auf den alten Steyr: Pächterin Ulrike Grabler und Landwirt Markus Müllegger.
BILD: SN/CHRIS HOFER Sie setzen auf den alten Steyr: Pächterin Ulrike Grabler und Landwirt Markus Müllegger.

Newspapers in German

Newspapers from Austria