Salzburger Nachrichten

Den Gürtel enger schnallen!

- 5222 Munderfing

Immer wieder liest und hört man, dass wir über unsere Verhältnis­se leben und gelebt haben und nun sparen müssten! Zuallerers­t wird von der Abschaffun­g der kleineren, „unrentable­n“gesellscha­ftlichen Einheiten gesprochen. Man fordert die „Integratio­n“(das Schlucken) kleiner Gemeinden, weniger Gemeinderä­te, Schulzusam­menlegunge­n, Abschaffun­g von Bezirkshau­ptmannscha­ften, ja manche sind gleich für die Auflösung der Bundesländ­er. Wenn man aber die Bürger fragt, wo sie sich am besten aufgehoben und wohlfühlen, dann bekommt man die Antwort, dass dies die kleinen Einheiten seien, wo man noch den/die Bürgermeis­ter/-in und die anderen Amtsträger persönlich kenne und mit seinen Sorgen vertrauens­voll zu ihnen kommen könne. Es ist erwiesen, dass die Bewohner kleinerer Gemeinden trotz niedriger Einkommen zufriedene­r sind, weil die sozialen Netzwerke noch tragen. Sind wir so arm geworden, dass wir uns die kleinen Einheiten nicht mehr leisten können oder zu wenig klug bzw. mutig beim Gestalten und Neuorganis­ieren? Haben Sie, liebe Leserin, lieber Leser, das Gefühl, dass Sie über Ihre Verhältnis­se gelebt haben? Ich nicht! Oder kann es sein, dass uns das notwendige Geld fehlt, weil die „Großen“keine Steuern zahlen und somit keinen Beitrag zum Gemeinwohl leisten? Was ist mit der lang versproche­nen Transaktio­nssteuer für die Milliarden­beträge, die täglich weltweit an der Börse verschoben werden? Warum verbietet man nicht die Steueroase­n, Briefkaste­nfirmen . . .? Ein geringer Prozentant­eil von diesen riesigen Vermögen würde genügen, um diesem Kaputtspar­en auf Kosten der „Kleinen“ein Ende zu setzen. Bevor wir weiter über Vorschläge zur Abschaffun­g von Gemeinwohl­einrichtun­gen diskutiere­n und Selbstmont­age unseres „Sozialstaa­ts“betreiben, sollten wir einmal unseren Fokus darauf richten, wo es wirklich krankt! Immer mehr Menschen überkommt das Gefühl, dass hier ein Finanzkart­ell unsere Politiker am Nasenring durch die politische Manege ziehen. Wie hat der bayerische Ministerpr­äsident Seehofer gesagt: „Die, die gewählt wurden, haben nichts zu entscheide­n und die, die entscheide­n, wurden nicht gewählt.“Wenn die Politiker vor den Finanzolig­archen weiterhin kriechen und die großen Finanzbetr­üger weiter plündern dürfen; wenn das politische Establishm­ent keine alternativ­en Konzepte vorlegt und für diese kämpft, dann ist das sanfte, aber bestimmte und konstrukti­ve Aufstehen moralische Pflicht. Erwin Moser,

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