Armer Thomas Bernhard . . .
Einst Publikums- und Medienerreger wird heute über deine Attacken gegen die Kultur, gegen Ausbildung, Ärzteschaft u. a. m., dargeboten im Landestheater in „Der Ignorant und der Wahnsinnige“, geschmunzelt und gelacht von einem Publikum, das du mit deinen Angriffen herausfordern wolltest. Deine Worttiraden haben sich ebenso „erschöpft“wie die Koloratu- ren der Sängerin. Am Ende des Stückes sind beide tot, die Sängerin und du als Dichter, „total erschöpft“in einem verlorenen Kampf. Das Licht muss nicht ausgedreht werden, denn geistig ist es in unserer Kultur und Politik vielfach so finster wie in deinem Grab. In unserer Stumpfheit sind wir nicht mehr zu erreichen, nicht durch die Botschaften von „Jedermann“noch durch den „Sturm“. Themen im Festspielsommer waren Zweitwohnungen, der Stau, „unser“Versagen bei der Olympiade, Themen auch die Kleider der Königin der Nacht in deinem Stück und das von Putin-Freundin Netrebko. Diskutiert wurde, ob die Buhlschaft „sexy“genug für ihre Rolle sein kann. Und die Festspielpräsidentin wird wohlwollend verlängert, schafft sie es doch, das anwesende Kapital, das unseren vielfachen Weltuntergang mit verschuldet, zu einem edlen Sponsoring zu überreden. Klimawandel, Mauern gegen und Inseln für die Flüchtlinge, IS-Terror – durch unsere Geschäfte mit den Saudis und der Türkei mitfinanziert –, der Trump-Skandal, die Regierungen in Iran, Ungarn, Polen, auf den Philippinen, der Krieg in Syrien, Kriegsspiele in China und der Ukraine, der Rechtsruck in Österreich, ein Opus-DeiMann als neuer Pressesprecher beim Papst? Liebe Intendanten, Regieführende, Ausstellende, Künstlerinnen, Besucher/-innen: Haben uns die Kleider von Anuschka und der Königin der Nacht gefallen? War uns die Buhle sexy genug? Ferdinand Altnöder,