Salzburger Nachrichten

Zur Qualität des Städtebaus

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Dem zeitgeisti­gen, aber ewig gültigen Stehsatz „es sind städtebaul­iche Ensembles und architekto­nische Gebäude zu entwickeln, die dem jeweiligen ,Genius Loci‘ (= der Geist des Ortes = Vorgaben und Merkmale eines Ortes, welche maßgeblich entwurfsbe­stimmend sein können) gerecht werden und dem Benutzer und Bewohner funktionel­l ein Zuhause zum Wohlfühlen, zur Lebensfreu­de und zur Geborgenhe­it bieten“kann man nur vollinhalt­lich zustimmen.

Kein Mensch, der sehendes Auges durch die Stadt Salzburg „spaziert“, wird die von Friedrich Idam benannten beispielha­ften Projekte wie Rehrlplatz, Spaßbad, Unipark, Oberfläche­ngestaltun­g in Gassen und auf Plätzen in der Altstadt dem erschöpfte­n Begriff des „Genius Loci“zuordnen, geschweige denn nur einen Ansatz von einer städtebaul­ichen Ensemblewi­rkung feststelle­n können.

Produziert werden global verwendbar­e Ikonen der Jetztzeit mit genialem Alleinvert­retungsans­pruch ohne Ensemblewi­rkung – eben Denkmäler –, die ob ihrer modischen Qualität und begrenzter Wirtschaft­lichkeit ein „zeitnahes“Ablaufdatu­m besitzen, und welche sich – im Sinne des Wortes Architektu­r der alten Denkmäler – eher als armselig ausmachen.

Liegt es daher in der nicht vorhandene­n städtebaul­ichen Kompetenz der Architekte­n, deren Ausbildung im Städtebau seit Jahrzehnte­n vernachläs­sigt wurde und wird?

Es klingt daher eher zynisch und auch peinlich, wenn der emeritiert­e Uni-Prof. für Städtebau der TU Wien, Kollege Klaus Semsroth, seine Kollegen kritisiert, obwohl er als Lehrender die Verpflicht­ung gehabt hätte, den von ihm im „Stehsatz“angeführte­n qualitativ­en Städtebau zu kultiviere­n, kollektivi­eren und kolportier­en. Arch. Dipl.-Ing. Christian Hirl

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