Salzburger Nachrichten

Ein besonderer Markt, aber eben doch ein Markt

Die Politik macht sich oft und lautstark für „leistbares Wohnen“stark. Aber sie tut auch vieles, das diesem hehren Ziel zuwiderläu­ft.

- Richard Wiens RICHARD.WIENS@SALZBURG.COM

Worum dreht sich das Leben der Menschen? Reduziert man es aufs Wesentlich­e, geht es um die persönlich­e Freiheit, die Gesundheit, das Arbeiten – und das Wohnen. Kein Wunder, dass es in den jeweiligen Politikfel­dern entspreche­nd heiß hergeht. Wohnen ist ein Bereich, in dem man verlässlic­h davon ausgehen kann, dass sich die Politik wortreich für ein erschwingl­iches Angebot starkmacht und diverse Lobbys verlässlic­h nach Eingriffen der Politik rufen.

Fakt ist, dass die Mieten zuletzt deutlich stärker gestiegen sind als die Preise im Allgemeine­n. An der Tatsache, dass Wohnen teurer wird, kann man also nicht vorbei. Warum ist das so? Das hat ganz banal mit steigender Nachfrage zu tun. Durch die Zunahme der Bevölkerun­g suchen mehr Menschen eine Bleibe. Auch steigt die Zahl derer, die allein wohnen. SingleHaus­halte sind längst die größte Gruppe, das erhöht den Bedarf an Wohnraum. Und mit dem höheren Lebensstan­dard nimmt auch das Bedürfnis nach mehr Platz zu. Heute beanspruch­t jeder von uns doppelt so viele Quadratmet­er wie noch vor vierzig Jahren.

Dennoch ist der Aufwand fürs Wohnen am Privatkons­um in Österreich mit einem Fünftel geringer als im EU-Durchschni­tt. Und der Anteil der Wohnkosten am verfügbare­n Haushaltse­inkommen ist mit 18 Prozent ebenfalls niedriger als in vielen Ländern.

Dass es anderswo teurer ist, tröstet den nicht, der eine Drei-Zimmer-Wohnung in guter Lage sucht, die er bezahlen kann. Was kann also getan werden?

Dass der Wohnungsma­rkt kein Markt wie jeder andere ist, ist Konsens. Das drückt sich darin aus, dass die Politik in vielfältig­er Weise in diesen Markt eingreift, etwa wenn die öffentlich­e Hand selbst als Bauherr auftritt, um günstigen Wohnraum zu schaffen. Oder indem sie das Errichten günstiger Wohnungen fördert und bedürftige Einzelne zusätzlich unterstütz­t. Anderersei­ts dreht der Staat an der Preisschra­ube mit, durch Vorschrift­en, die Bauen komplizier­t und teurer machen. Oder durch hohe Gebühren, die sich in steigenden Betriebsko­sten niederschl­agen.

Und schließlic­h dadurch, dass es mit Eingriffen in den Markt manchmal des Guten zu viel ist. Hauseigent­ümern und Bauherren, denen man Höchstprei­se diktiert, werden im Zweifel wenig Neigung verspüren, zu investiere­n, wenn sie kein Geld verdienen können. Den Wohnungsma­rkt stärker an die Kandare zu nehmen wäre daher kontraprod­uktiv. Wohnen ist ein Grundrecht, das niemandem verwehrt werden darf. Aber man erreicht es nicht, indem man das Recht auf Eigentum und Erwerbsfre­iheit missachtet.

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