Salzburger musizieren für Erdbebenopfer
25 junge Musiker, die meisten von der Universität Mozarteum, begannen ihren Studienaufenthalt in Assisi mit einem Benefizkonzert.
Junge Mozarteum-Musiker starteten einen Studienaufenthalt in Assisi mit einem Benefizkonzert. Das Erdbeben zerstörte auch viele Kulturschätze.
ASSISI. Für die 25 jungen Musiker war diesmal ein gemütliches Ankommen in Assisi nicht möglich, obwohl sie ihre zehntägige Reise angetreten hatten, um in umbrischer und toskanischer Ruhe konzentriert das Orchesterspiel zu pflegen. Schon vor der Abfahrt hatte ihr Organisator Stefan David Hummel vom Rektorat der Universität Mozarteum sie um „schnelle Vorschläge“ersucht – vielleicht habe jemand „ein Solowerk drauf“? Vielleicht ein Siegerstück vom letzten „prima la musica“-Wettbewerb?
Eile war geboten, weil die 25 Musikerinnen und Musiker aus Salzburg, Würzburg und Italien – die jüngste 13, der älteste 23 Jahre alt – am Sonntagabend in der Kirche von Rivotorto ein Benefizkonzert für die Opfer des Erdbebens in Mittelitalien gaben. So spielte Lia Kayser (im Bild unten rechts), Studentin an der Universität Mozarteum, vor 130 Besuchern am Cello „Les larmes de Jacqueline“von Jacques Offenbach. Noch am Sonntag hatten die Instrumentalisten mit den mitreisenden Professoren Kai Röhrig und Michael Walter sogar zwei Orchesterwerke einstudiert. Vor allem die Arie „Erbarme dich, mein Gott“aus Bachs „Matthäus-Passion“, in der Sarah und Elias Litak mit Violine und Oboe die Gesangsstimmen ersetzt hätten, sei unter die Haut gegangen, berichtet Stefan David Hummel.
Obgleich die Jugendlichen in der um die Hütte des heiligen Franz von Assisi gebauten Kirche auch „Gaudia mirifica, magnificate in musica“sangen, also „wunderbare Freude vergrößert sich in Musik“, war die Stimmung gedrückt. „Wir sind mit sehr gemischten Gefühlen hier angekommen“, erläutert Stefan David Hummel. In der Nacht habe es in der Gegend ein Nachbeben der Stärke 3,7 gegeben, allerdings „hier in Assisi ist es ruhig, wir haben nichts mitbekommen“.
Und doch: Am Montagmorgen habe er erfahren, dass die Rezeptionistin des Hotels in Rivotorto, in dem Musiker und Professoren wohnen, aus Amatrice sei. Ihr Haus sei zerstört. Allerdings sei ihre Familie am Mittwoch der Vorwoche noch auf Urlaub gewesen, sie selbst habe Nachtdienst im Hotel gehabt, so hätten alle das Erdbeben überlebt.
Nun widmet sich die musikalische Gruppe allein dem Zweck ihrer Reise: Sie probt und konzertiert als „Bella Musica Orchestra Giovanile Europea“. Dafür kooperiert die Universität Mozarteum mit den Musikhochschulen von Siena, Fiesole und Würzburg, die jeweils Hochtalentierte entsenden – meist Gewinner von Wettbewerben wie „prima la musica“oder „Jugend musiziert“. Aus Salzburg, vor allem vom Pre-College der Universität Mozarteum und vom Landesjugendorchester, sind sechzehn Jungtalente dabei. Organisatorische und pädagogische Betreuer sind Kai Röhrig, Georg Steinschaden, Michael Walter und Stefan David Hummel von der Universität Mozarteum. Dabei unterstützt sie der italienische Dirigent Luca Rinaldi.
Morgen, Mittwoch, gibt das „Bella Musica Orchestra Giovanile Europea“ein Konzert in der Oberkirche der Basilika von Assisi – also umgeben von Giottos Fresken. Danach übersiedelt die musikantische Truppe von Umbrien in die Toskana: nach Panzano in Chianti. Der für Donnerstag im Innenhof des Palazzo Comunale in Siena angesetzte Auftritt ist neuerlich als Benefizium den Erdbebenopfern gewidmet.
Das deutsch-italienisch-österreichische Jugendorchester, für das laut Stefan David Hummel EU-Förderungen ventiliert werden, hat dank Idealismus begonnen. Der in Greve in Chianti lebende Mäzen Hans Ernst Weidinger, einst Geschäftsführer der Hollitzer-Gruppe, habe in diesen sechs Jahren 150.000 Euro dafür gegeben. Am Anfang habe er „Bella Musica“zur Gänze finanziert, nun trage er einen Teil der Kosten, allerdings vermittle er nach wie vor Kontakte. „Er öffnet uns Türen“, so Hummel. So seien für 2017 bereits Einladungen nach Mailand, Rom, Assisi und Perugia fixiert.
Neben Italien hat das „Bella Musica“-Orchester jedes Jahr im Frühling eine zweite Arbeitsphase in Salzburg – jedenfalls mit Konzerten in Solitär und Schloss Leopoldskron. Heuer ist es auch erstmals in Würzburg aufgetreten, womit sich der Kreis zur dortigen Musikuniversität als Partner ebenso schließt wie zu einem Habsburger, dessen Herrschaft sich mit den Partnergegenden von „Bella Musica“deckt: Ferdinand III. war Großherzog der Toskana, Kurfürst von Salzburg sowie Großherzog von Würzburg.