Der weite Weg zur Rettung zerstörter Kulturschätze
Während in der italienischen Erdbebenregion Bergungs- und Aufräumungsarbeiten laufen, herrschte in Italiens staatlichen Museen am Sonntag Hochbetrieb. Doppelt so viele Besucher wie an einem normalen Wochenende seien an den Kassen verzeichnet worden, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA. Noch am späten Sonntagabend bedankte sich Kulturminister Dario Franceschini via Twitter für einen „wunderbaren Tag der Solidarität“: Museen wie die Uffizien in Florenz oder das Kolosseum in Rom spenden die Einnahmen des Sonntags für den Wiederaufbau von Kulturdenkmälern, die durch das Erdbeben in Mittelitalien zerstört wurden.
Beinahe 300 kunsthistorisch bedeutende Bauten, darunter viele Kirchen und Klöster, sind laut einer vorläufigen Liste betroffen. Im weithin zerstörten Städtchen Amatrice sind etwa die mittelalterlichen Kirchen Sant’Agostino und San Francesco stark beschädigt. Auch in Camerino rund 100 Kilometer nördlich stürzten durch die Erdstöße am Mittwoch Teile des Klosters Santa Chiara ein. In Norcia sind die Kirche und die historischen Stadtmauern einsturzgefährdet.
Um das Ausmaß der Zerstörung an kunsthistorisch wertvollen Bauten der Region zu erfassen, hat die Regierung 30 Spezialisten der Carabinieri entsandt. Sie gehören zu einer Sondereinheit, die Italien erst heuer in Abstimmung mit der UNESCO aufgebaut hatte. Die Mission der sogenannten Kultur-Blauhelme ist es, weltweit bei der Rettung zerstörter Kulturdenkmäler zu helfen. Ihr erster Einsatz findet nun im eigenen Land statt. Die „erste Sorge“, so hat es Kulturminister Franceschini betont, gelte „selbstverständlich den Menschen“. Dennoch sei für den späteren Wiederaufbau das Vorgehen bei den Räumungsarbeiten entscheidend, weil etwa Trümmer zerstörter Gebäude für die Restaurierung benötigt würden und in den Trümmern auch Skulpturen und Bilder verschüttet seien. Der Wiederaufbau sei möglich, aber ein weiter Weg.