Salzburger Nachrichten

Hier spielt die Musik

2170 Blasmusikk­apellen gibt es in Österreich. Es wird nicht nur musiziert, die Mitglieder leisten auch Großartige­s für die Gesellscha­ft. Und manchmal wächst daraus auch eine Band.

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Neues ausprobier­t und aus dem anfänglich­en Spaß hat sich das schnell gesteigert.“Scharnagl komponiert auch eigene Stücke. „Das Ziel war, eine eigene Linie zu haben und nichts zu kopieren.“Was sie können, zeigen sie bei etwa 50 Konzerten im Jahr. Auch bei „Woodstock der Blasmusik“in Ort am Innkreis waren sie heuer zu Gast. Viera Blech zieht es für Konzerte aber auch nach Luxemburg, Deutschlan­d oder in die Schweiz.

Sie bezeichnen sich selbst als Band: „Eine Kapelle hat mindestens 15 Personen, wir sind ja nur zu siebt und haben auch ein Schlagzeug dabei. Wir singen aber nicht – das ist auch eine Eigenheit von uns, die wir durchziehe­n.“Viele Gruppen kauften auch ihre Noten und spielten Stücke nach.

Die Blasmusik hat eine lange Tradition, die sich in Ländern und Regionen wie Österreich, Süddeutsch­land, Südtirol und der Schweiz besonders gut etabliert hat. Derzeit liegt sie wieder stark im Trend. Das hat auch Martin Scharnagl beobachtet. „Das Ansehen der Blasmusik ist enorm gestiegen“, sagt er.

Er erinnert sich dabei an seine Jugend. „Als ich jung war, so mit 13 Jahren: Wer da eine Lederhose getragen hat, der hat sich ja fast vor den Schulkamer­aden verstecken müssen. Heute ist es fast peinlich, wenn man ohne Lederhose auftaucht. Das hat sich ziemlich gewandelt.“Und das Interesse und die Begeisteru­ng wachsen in seinen Augen beständig.

Auch die Zahlen des Österreich­ischen Blasmusikv­erbands (ÖBV) können sich sehen lassen: Hierzuland­e gibt es rund 108.000 aktive Musikerinn­en und Musiker, die in 2170 Musikkapel­len mitspielen. Zählt man auch jene dazu, die sich in Ausbildung befinden, steigt die Zahl auf mehr als 140.000.

ÖBV-Präsident Erich Riegler beobachtet­e die Entwicklun­g sehr genau. Es sei ein leichter Anstieg bei den Mitglieder­n zu verzeichne­n, vor allem bei den Jungen. Es sei vor allem auf dem Land leicht, den Nachwuchs zu begeistern. Das sieht er auch als Ergebnis einer kontinuier­lichen Entwicklun­g und in der Förderung, die schon im Kindergart­enalter beginne.

Eine Umfrage des Verbands habe gezeigt, dass der wichtigste Beweggrund, zur Musik zu gehen, das Gemeinscha­ftserlebni­s sei und erst an zweiter Stelle stehe, ein Instrument zu spielen. Riegler hebt dabei auch den sozialen Aspekt der Blasmusik hervor. In den Vereinen treffen Menschen jeden Alters und aus allen sozialen Schichten aufeinande­r. „Da sitzt ein Zehnjährig­er neben einem 75-Jährigen und ein Arzt neben einem Hilfsarbei­ter.“Dank der Musik würden soziale Grenzen überwunden.

Zudem gebe es etwa in der Obersteier­mark viele „Pendlermus­iker“, die häufig nur aus einem Grund wieder in die Heimat zurückkäme­n: wegen der Musik.

Riegler weist auch darauf hin, dass die Funktionär­e des Verbands allesamt ehrenamtli­ch tätig seien. „Das ist ein weiterer sozialer Faktor“, erklärt er.

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BILD: SN/VIERA BLECH Das kann Österreich Viera Blech haben sichtlich Freude an der Musik.

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