Der Sommer kann es doch
Der Sommertourismus in Österreich liefert zur Halbzeit sensationelle Ergebnisse. In anderen Ländern ist es unsicherer geworden, aber auch der Regen spielt keine so große Rolle mehr.
SALZBURG, WIEN. Was das Wetter betrifft, brachte der Sommer in Österreich heuer eine lediglich durchwachsene Vorstellung zustande. Auf die touristischen Zahlen hatten die ständigen Auf und Abs zwischen Sonne und Regen offenbar aber keinen Einfluss.
Von Mai bis Juli gab es mit 34,31 Millionen um 3,7 Prozent mehr Nächtigungen als im Vorjahreszeitraum. Das war das beste Ergebnis seit 1993, gab die Statistik Austria am Montag bekannt. Die Gästezahl stieg in der ersten Hälfte der Sommersaison – sie dauert noch bis Ende Oktober – auf einen Höchstwert von 11,17 Millionen Menschen. Das ist ein Plus von 4,2 Prozent.
„Die Gäste sind mittlerweile perfekt ausgerüstet, ein bisschen Regen hält die Leute heute nicht mehr vom Wandern ab, die ziehen ihr Programm durch“, analysiert die Tourismusobfrau in der Wirtschaftskammer Österreich, Petra Nocker-Schwarzenbacher, das positive Ergebnis. Teilweise gestiegen sei die Nachfrage aber auch wegen der durch Terroranschläge bedingten, unsichereren Lage in anderen Ländern, gibt sie zu. „Wir wehren uns zwar immer dagegen, dass wir Profiteure sind, aber Fakt ist: Die Gäste binden sich nicht mehr frühzeitig, sie buchen nicht monatelang vorher eine Destination, in der dann vielleicht ein Problem auftaucht.“Aus den Gesprächen mit den eigenen Hotelgästen sei heuer laut der Tourismussprecherin deutlich geworden: „Man will nicht zu weit von daheim weg, reist lieber erdgebunden an und hat jederzeit die Möglichkeit, sich ins Auto zu setzen und heimzufahren.“Besonders verdeutlicht habe diesen Trend zum Urlaub in der Nähe der starke Zuwachs bei den deutschen Gästen.
In der ersten Sommerhälfte stieg die Nächtigungszahl deutscher Gäste um 6,7 Prozent auf zwölf Millionen, nachdem es bereits im Vorjahr ein Plus von 6,2 Prozent gegeben hatte. Den Juli allein betrachtet, legten die Deutschen ein Nächtigungsplus von 11,7 Prozent hin. „Wenn man auf so einem wichtigen Markt wie Deutschland einen so starken Zuwachs hat, dann ist das schon extrem aussagekräftig“, sagt Nocker-Schwarzenbacher.
Insgesamt nahmen im Juli sowohl die ausländischen als auch die inländischen Übernachtungen um jeweils 6,6 Prozent auf 4,72 Millionen bzw. 12,26 Millionen zu. Über dem Durchschnitt entwickelte sich das Salzburger Land. Mit einem Plus von neun Prozent bei den Übernachtungen habe man im Juli ein „sensationelles Ergebnis“geschafft, betont die Spartenobfrau.
Rückläufige Nächtigungsergebnisse wiesen in der ersten Sommerhälfte unter anderem die Niederländer (–8,8 Prozent), die USA (–2,5 Prozent) und Italien (–3,4 Prozent) aus. Der russische Markt verzeichnete wie schon in den vergangenen Monaten den deutlichsten Nächtigungsrückgang (–19,2 Prozent). Dafür legten aus Tschechien die Nächtigungen von Mai bis Juli um 25 Prozent zu. Auch aus Belgien, Großbritannien, der Schweiz und Liechtenstein blieben mehr Gäste in Österreich über Nacht als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Deutlich gestiegen sind die Nächtigungen vor allem in gewerblichen (plus 11,2 Prozent) und privaten Ferienwohnungen (plus 8,5 Prozent). In Vier- bis Fünsternehotels gab es einen Zuwachs von 3,3 Prozent.
Unterm Strich sei das Nächtigungsplus in den Hotels aber nicht zu verwechseln mit einem Ertragsplus für die Betriebe, betont Nocker-Schwarzenbacher. Angesichts der hohen Fixkosten und der gestiegenen Belastungen in der Branche seien das „leider zwei verschiedene Paar Schuhe“.
Das bisherige Kalenderjahr betrachtet liegt der heimische Tourismus bei 4,7 Prozent mehr Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahr. Das sind im Summe 87,75 Millionen Übernachtungen. Die Ankünfte erreichten mit einer Zunahme von 5,4 Prozent auf 24,58 Millionen ebenfalls einen neuen Spitzenwert.
Nicht ganz so wetterfest zeigten sich die Gäste beim Baden. Für die Freibäder in Österreich ist der Sommer jedenfalls wieder einmal ins Wasser gefallen. Hier sieht die bisherige Sommerbilanz wenig erfreulich aus. Badeschluss sei zwar erst Mitte September, betont Nocker-Schwarzenbacher, bundesweit rechne man aber bereits mit einem Minus von rund 25 Prozent.