Salzburg bleibt das Beiwagerl
RB Leipzig zeigte Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg wieder einmal die Grenzen auf. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit wurde „der Feind im eigenen Lager“aktiv.
Mit dem 0:0 bei Rapid hat Red Bull Salzburg den Schaden nach dem Aus in der Qualifikation zur Champions League einigermaßen in Grenzen gehalten. BullenTrainer Óscar García ist es gelungen, nach der bitteren Niederlage gegen Dinamo Zagreb die Mannschaft so aufzurichten, dass sich diese gegen den Rekordmeister physisch und psychisch in sehr guter Verfassung präsentierte. Und dennoch hängt im Fußball-Imperium von Red Bull der Haussegen schief.
RB Leipzig hat deutlich gemacht, wer der Herr im Haus ist. Über die Köpfe der Salzburg-Chefs wurde entschieden, dass Leipzig-Sportdirektor Ralf Rangnick, der seinen Job ohne Rücksicht erledigt, Wunschspieler Bernardo erhält. Das war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass der „Feind im eigenen Haus“die Salzburger vor einem entscheidenden Spiel schwächte und für sehr viel Unruhe sorgte. Verwirrung um Naby Keïta: Leipzig und Salzburg sollen sich vor dem Wechsel Keïtas nach Deutschland darauf geeinigt haben, dass der Mittelfeldspieler noch die Qualifikation zur Champions League für Salzburg absolviert. Das Resultat ist bekannt: Leipzig holte Keïta vorzeitig, Salzburg blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Nur wenige Wochen später mussten die Bullen Bernardo ziehen lassen. Sportdirektor Christoph Freund betonte: „Wir haben um Bernardo gekämpft. Es ist dann so entschieden worden. Natürlich gibt es Prioritäten.“Die liegen eben ganz klar bei RB Leipzig. García bekennt sich zu Salzburg: Dass Trainer Óscar García nach dem Bernardo-Transfer verärgert reagierte, war verständlich. Aber der Spanier schoss bei seinen Aussagen etwas über das Ziel hinaus. „Jetzt haben wir vielleicht zwei Lieferings, Liefering A und B“, hatte der 43-Jährige seinem Ärger Luft gemacht. Seine Einschätzung stimmt aber nicht. Salzburg verfügt immer noch über eine Topmannschaft mit etlichen Nationalspielern, wovon einige gegen Rapid nur auf der Ersatzbank saßen. Dazu werden mit Paulo Miranda, Marc Rzatkowski und Jonatan Soriano, der am Sonntag bei der Bruno-Gala der Vereinigung der Fußballer als bester Spieler der vergangenen Saison ausgezeichnet wurde, wichtige Spieler nach Verletzungen zurückkommen. „Wir haben noch immer einen starken Kader“, sagte auch Freund. Und Óscar García nimmt auch die neue Situation an: „Ich werde die Spieler, die meinetwegen in Salzburg geblieben sind, nicht im Stich lassen und für sie da sein, als wären sie meine eigenen Kinder.“Ob der Spanier weiter mit Nationalspieler Martin Hinteregger planen kann, steht noch nicht fest. Augsburg zeigt Interesse am Innenverteidiger, der kürzlich Leipzig und Rangnick eine Absage erteilt hat. Man kann gespannt sein, ob das Bullen-Imperium, sollte Salzburg dem Transfer nach Augsburg zustimmen, Hinteregger zu einem direkten Rivalen der Leipziger wechseln lässt. Ehrliche Worte: Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund wirkte etwas angeschlagen, als er ehrliche Worte fand: „Wir sind ein Ausbildungsverein. Das sieht man auch daran, welche Spieler wir in den vergangenen Monaten verloren haben. Man kann jedoch nicht davon ausgehen, dass Salzburg immer Meister wird.“Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben bei Red Bull Salzburg tiefe Spuren hinterlassen. Noch selten zuvor haben Freund und Co. so deutlich zu spüren bekommen, dass sie nur ein Beiwagerl im Bullen-Imperium sind.
„Auftritt der Elf stimmt mich positiv.“