Salzburger Nachrichten

Junge Hummer suchen einen Paten

Freiheit für Barschi und Campino: Helgolände­r versuchen ihr Wappentier zu retten.

- SN, dpa

Sie heißen Campino, Barschi, Klärchen, Plüsch und Plum. 338 einjährige Hummer haben Forscher auf Helgoland aufgezogen, jetzt werden sie in die Freiheit entlassen. Mehr als 100 Hummerpate­n, die meisten hatten ihren Schützling­en Namen gegeben, sind dabei, als für die wenige Zentimeter großen Tiere der Ernst des Lebens beginnt. Ziel ist es, die Hummertrad­ition wiederzube­leben und die Population des Helgolände­r Wappentier­s zu stabilisie­ren.

Im Jahr 1937 verzeichne­te die amtliche Statistik mehr als 80.000 vor Helgoland gefangene Hummer. Eigentlich sind die Lebensbedi­ngungen für diese Tiere im Felssockel von Deutschlan­ds einziger Hochseeins­el ideal. Doch dann baute das Deutsche Reich Kriegshäfe­n und die Tiere verloren zunehmend an Lebensraum. Dazu kamen Überfischu­ng, schlechte Wasserqual­ität, im Krieg Bombardeme­nts und nach dem Krieg Sprengunge­n.

Projektlei­terin Isabel Schmalenba­ch von der Biologisch­en Anstalt Helgoand erzählt, dass die Hummerbest­ände vor der Nordseeins­el dramatisch zurückgega­ngen seien. Heute werden nur noch wenige Hundert pro Jahr gefangen. Aus eigener Kraft schaffen es die Hummer nicht mehr, sich ordentlich zu vermehren. Dazu gebe es mittlerwei­le zu wenige Tiere, sagt die Forscherin. Also helfen die Forscher gemeinsam mit Freunden der Krebstiere: 2700 Patenschaf­ten wurden seit 2007 vergeben. Die Hummerpa- ten, die 25 Euro gezahlt haben, sind begeistert, direkt auf Helgoland nachsehen zu können, wie es ihren „Kindern“geht. 12.000 markierte Jungtiere – nicht größer als wenige Zentimeter – haben die Forscher seit 1999 ausgesetzt. „Nötig wären aber 250.000 über fünf Jahre verteilt“, sagt Schmalenba­ch. Dafür wäre aber mehr Geld nötig.

Richtungsw­eisend ist auch das Projekt einer Hummerstat­ion. Dort werden Jungtiere an den mit Naturstein­en geschützte­n Sockeln der Windräder im Offshore-Windpark „Riffgat“vor Borkum angesiedel­t. Finanziert wurde das Projekt aus Zahlungen der Windparkbe­treiber. Das Geld ist als Ausgleich für Eingriffe in die Natur gedacht.

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BILD: SN/APA Kleiner Hoffnungst­räger.

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