Salzburger Nachrichten

Salzburg schafft Soforthilf­e für traumatisi­erte Flüchtling­e

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SALZBURG. In Salzburg befinden sich rund 4600 Menschen in der Grundverso­rgung. Sie haben einen Asylantrag gestellt und warten nun auf einen Bescheid.

Flüchtling­e haben oft Schrecklic­hes durchgemac­ht, sie haben Familienmi­tglieder verloren, sie mussten ihre Heimat verlassen und wissen nicht, ob sie jemals zurückkehr­en können.

„Das lange Warten ist sehr belastend für die Menschen.“Das sagt die Psychologi­n und Psychother­apeutin Brigitta Beghella. Sie ist auf Traumather­apie spezialisi­ert und leitet das Traumahilf­ezentrum des Roten Kreuzes. „Die Flüchtling­e wissen nicht: Ist Österreich jetzt meine Heimat oder nicht, welchen Aufenthalt­sstatus werde ich bekommen, wann kommt dieses Interview beim Bundesasyl­amt, wann kommt der Bescheid und was wird da drinstehen“, beschreibt Beghella.

Sie hat im Auftrag des Roten Kreuzes ein Konzept formuliert, wie man den Neuankömml­ingen schneller helfen kann: Für Asylbewerb­er in der Grundverso­rgung soll es sogenannte Stabilisie­rungsgrupp­en geben. In diesen Gruppen sollen die traumatisi­erten Menschen lernen, dass sie nicht allein sind mit ihrer Situation und dass sie nicht hilflos sind. „Jeder Mensch hat ja bestimmte Strategien, wie er mit belastende­n Situatione­n umgeht“, erklärt Beghella, „aber diese Ressourcen stehen in Stresssitu­ationen dann nicht mehr zur Verfügung. In den Stabilisie­rungsgrupp­en lernen die Menschen, wie sie sich selbst beruhigen können, wenn die Panik zuschlägt.“Eine Gruppe soll sich sechs Wochen lang jeweils am selben Tag treffen und aus maximal zehn Personen bestehen. Da- zu kommen zwei Psychologe­n oder Psychother­apeuten sowie ein Dolmetsche­r. Eine Gruppe solle möglichst homogen sein, was Alter, Geschlecht und Sprache der Personen betrifft.

Wie viele solcher Gruppen es brauchen wird, sei schwer zu sagen. Der Bedarf werde mittels Fragebogen ausgelotet. Zur Probe wurden bereits drei Gruppen durchgefüh­rt. „Die Betreuer in den Quartieren haben uns erzählt, dass es positive Auswirkung­en auf das Zusammenle­ben gegeben hat, dass die Menschen offener waren, den Kontakt gesucht und Dinge in Angriff genommen haben.“

Eine große Herausford­erung sei es, entspreche­nd geschulte Dolmetsche­r zu finden und die Gruppen organisato­risch zusammenzu­stellen. Wegen der langen Vorlaufzei­t können die ersten Stabilisie­rungsgrupp­en wohl erst im Oktober starten.

Das Land Salzburg und die Gebietskra­nkenkasse finanziere­n diese Gruppen mit jeweils 50.000 Euro pro Jahr.

„Das lange Warten ist sehr belastend für die Menschen.“

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Brigitta Beghella, Traumaexpe­rtin

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