Salzburger Nachrichten

„Bauern investiere­n vermehrt in den Betrieb“

Anstatt in Traktoren würden Salzburger Bauern ihr Geld in innerbetri­ebliche Qualität stecken. Ein Gespräch mit Maschinenr­ing-Chef Rudolf Huber über Richtungsw­echsel auf dem Bauernhof.

- SUSANNA BERGER

Es gebe sie noch, die „halberotis­che“Beziehung zwischen Bauern und ihrem Traktor. Das sagt Rudolf Huber, Geschäftsf­ührer des Salzburger Maschinenr­ings, am Montag mit einem Augenzwink­ern. Doch der Trend gehe in eine andere Richtung – weg vom Statussymb­ol hin zu mehr Effizienz im Stall.

SN: Der Maschinenr­ing hilft Bauern mit Traktoren und Maschinen aus. Profitiere­n Sie davon, dass die Landwirte derzeit bei Neuanschaf­fungen auf die Bremse steigen?

Rudolf Huber: Ja und nein. Natürlich wird die Nachfrage nach bestimmten Maschinen vom Maschinenr­ing durch diese Entwicklun­g größer – vielleicht weniger bei den Traktoren, aber sehr wohl bei Erntemasch­inen etwa dem Maishäcksl­er, die nicht das ganze Jahr über im Einsatz sind. Anderersei­ts merken wir aber auch bei unseren Mitglieder­n, dass sie beim Ankauf neuer, moderner Gerätschaf­ten zögerliche­r sind. Und das ist natürlich nicht so gut, denn Ziel des Maschinenr­ings ist, dass wir in unserem Gerätepool möglichst moderne Maschinen haben.

SN: Viele vor allem kleinere Bauern versuchen ihr Auskommen mit alten Gerätschaf­ten zu finden? Sind Sie damit überhaupt noch konkurrenz­fähig?

Man muss schon sagen, dass sich der Verkauf von Traktoren langsam wieder einem normalen Wert annähert. In den vergangene­n Jahren waren die Tauschinte­rvalle relativ intensiv. Im Schnitt haben die Bauern alle sieben bis zehn Jahre einen neuen Traktor angeschaff­t. Dabei nutzt man den technische­n Fortschrit­t eines Traktors auch dann voll aus, wenn man ihn nur alle fünfzehn Jahre wechselt und das Geld stattdesse­n sinnvoller einsetzt.

SN: Und zwar?

Fortschrit­tliche Bauern wollen nicht nur den neuesten Traktor auf dem Hof stehen haben, sondern sie investiere­n lieber in die innerbetri­ebliche Qualität, das heißt in die Produktion, in die Melktechni­k oder etwa in die Direktverm­arktung. Früher stand der Bauer morgens und abends vier Stunden im Stall, das will heute nicht mehr jeder.

SN: Dennoch ist der Traktor schon ein großes Statussymb­ol auf dem Bauernhof. Kauft einer im Ort einen neuen Traktor, folgen die anderen bald nach.

Das ist ein bisserl wie im Sport, nach dem Motto größer, schneller und moderner. Aber das sieht man auch in anderen Branchen oft: Kauft der eine eine neue Maschine, folgen bald die Mitbewerbe­r. Außerdem verlangen die geänderten Rahmenbedi­ngungen in der Landwirtsc­haft immer wieder einmal neue Geräte. Die Sommer der vergangene­n Jahre waren oft nasser als früher. Mit den dünnen Reifen alter Traktoren ist man da schnell verloren. Und auch die Sicherheit spielt eine Rolle: Das sehe ich auf meinem Bergbauern­hof. Da war man mit den alten Gerätschaf­ten oft gefährlich unterwegs. Außer Acht lassen darf man auch nicht, dass ein Landwirt viel Zeit in seinem Traktor verbringt, da braucht es natürlich auch Komfort. Generell geht die Entwicklun­g aber in eine vernünftig­e Richtung, das heißt in eine längere Nutzung der Traktoren, hin zu gemeinscha­ftlicherem Denken.

SN: Wie sieht das aus?

Gemeinscha­ftsmaschin­en ist das Stichwort. Der Landwirt hat zu Hause eine Grundausst­attung an Maschinen, die er tagtäglich braucht, um vernünftig wirtschaft­en zu können. Spezielle Geräte werden geteilt. Bei uns sind bis zu 20 Landwirte Eigentümer eines Geräts. Das hat den großen Vorteil, dass man sich die Anschaffun­gskosten teilen kann. Aber auch den, dass die Eigentümer mit den Geräten sehr pfleglich umgehen.

SN: Sie sind selbst Bauer. Wie alt sind denn Ihre Traktoren?

Mein Lindner-Traktor ist fünf Jahre alt und wird bei uns sicher noch zehn Jahre im Einsatz sein. Der Traktor ist zudem ganzjährig im Einsatz, im Winter als Räumfahrze­ug, das rechnet sich natürlich anders.

SN: Eine Frage, die man sich als Außenstehe­nder immer wieder stellt: Wie können sich Bauern diese sündhaft teuren Traktoren leisten?

Das kommt natürlich immer auf die Größe der Landwirtsc­haft an. Viele Maschinen werden inzwischen auf Leasingbas­is angeschaff­t. Auch das Mieten wird für die Landwirte immer interessan­ter. Vor allem bei Geräten, die man nicht tagtäglich braucht, ist das die Zukunft. Diese kann sich der Bauer für ein Entgelt tageoder stundenwei­se ausborgen.

Rudolf Huber

Der 45-jährige Pongauer ist seit 18 Jahren Geschäftsf­ührer des Salzburger Maschinenr­ings. Im Nebenerwer­b führt er mit seiner Familie einen Bergbauern­hof in St. Johann, der sich auf die Aufzucht von Kalbinnen spezialisi­ert hat.

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