„Bauern investieren vermehrt in den Betrieb“
Anstatt in Traktoren würden Salzburger Bauern ihr Geld in innerbetriebliche Qualität stecken. Ein Gespräch mit Maschinenring-Chef Rudolf Huber über Richtungswechsel auf dem Bauernhof.
Es gebe sie noch, die „halberotische“Beziehung zwischen Bauern und ihrem Traktor. Das sagt Rudolf Huber, Geschäftsführer des Salzburger Maschinenrings, am Montag mit einem Augenzwinkern. Doch der Trend gehe in eine andere Richtung – weg vom Statussymbol hin zu mehr Effizienz im Stall.
SN: Der Maschinenring hilft Bauern mit Traktoren und Maschinen aus. Profitieren Sie davon, dass die Landwirte derzeit bei Neuanschaffungen auf die Bremse steigen?
Rudolf Huber: Ja und nein. Natürlich wird die Nachfrage nach bestimmten Maschinen vom Maschinenring durch diese Entwicklung größer – vielleicht weniger bei den Traktoren, aber sehr wohl bei Erntemaschinen etwa dem Maishäcksler, die nicht das ganze Jahr über im Einsatz sind. Andererseits merken wir aber auch bei unseren Mitgliedern, dass sie beim Ankauf neuer, moderner Gerätschaften zögerlicher sind. Und das ist natürlich nicht so gut, denn Ziel des Maschinenrings ist, dass wir in unserem Gerätepool möglichst moderne Maschinen haben.
SN: Viele vor allem kleinere Bauern versuchen ihr Auskommen mit alten Gerätschaften zu finden? Sind Sie damit überhaupt noch konkurrenzfähig?
Man muss schon sagen, dass sich der Verkauf von Traktoren langsam wieder einem normalen Wert annähert. In den vergangenen Jahren waren die Tauschintervalle relativ intensiv. Im Schnitt haben die Bauern alle sieben bis zehn Jahre einen neuen Traktor angeschafft. Dabei nutzt man den technischen Fortschritt eines Traktors auch dann voll aus, wenn man ihn nur alle fünfzehn Jahre wechselt und das Geld stattdessen sinnvoller einsetzt.
SN: Und zwar?
Fortschrittliche Bauern wollen nicht nur den neuesten Traktor auf dem Hof stehen haben, sondern sie investieren lieber in die innerbetriebliche Qualität, das heißt in die Produktion, in die Melktechnik oder etwa in die Direktvermarktung. Früher stand der Bauer morgens und abends vier Stunden im Stall, das will heute nicht mehr jeder.
SN: Dennoch ist der Traktor schon ein großes Statussymbol auf dem Bauernhof. Kauft einer im Ort einen neuen Traktor, folgen die anderen bald nach.
Das ist ein bisserl wie im Sport, nach dem Motto größer, schneller und moderner. Aber das sieht man auch in anderen Branchen oft: Kauft der eine eine neue Maschine, folgen bald die Mitbewerber. Außerdem verlangen die geänderten Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft immer wieder einmal neue Geräte. Die Sommer der vergangenen Jahre waren oft nasser als früher. Mit den dünnen Reifen alter Traktoren ist man da schnell verloren. Und auch die Sicherheit spielt eine Rolle: Das sehe ich auf meinem Bergbauernhof. Da war man mit den alten Gerätschaften oft gefährlich unterwegs. Außer Acht lassen darf man auch nicht, dass ein Landwirt viel Zeit in seinem Traktor verbringt, da braucht es natürlich auch Komfort. Generell geht die Entwicklung aber in eine vernünftige Richtung, das heißt in eine längere Nutzung der Traktoren, hin zu gemeinschaftlicherem Denken.
SN: Wie sieht das aus?
Gemeinschaftsmaschinen ist das Stichwort. Der Landwirt hat zu Hause eine Grundausstattung an Maschinen, die er tagtäglich braucht, um vernünftig wirtschaften zu können. Spezielle Geräte werden geteilt. Bei uns sind bis zu 20 Landwirte Eigentümer eines Geräts. Das hat den großen Vorteil, dass man sich die Anschaffungskosten teilen kann. Aber auch den, dass die Eigentümer mit den Geräten sehr pfleglich umgehen.
SN: Sie sind selbst Bauer. Wie alt sind denn Ihre Traktoren?
Mein Lindner-Traktor ist fünf Jahre alt und wird bei uns sicher noch zehn Jahre im Einsatz sein. Der Traktor ist zudem ganzjährig im Einsatz, im Winter als Räumfahrzeug, das rechnet sich natürlich anders.
SN: Eine Frage, die man sich als Außenstehender immer wieder stellt: Wie können sich Bauern diese sündhaft teuren Traktoren leisten?
Das kommt natürlich immer auf die Größe der Landwirtschaft an. Viele Maschinen werden inzwischen auf Leasingbasis angeschafft. Auch das Mieten wird für die Landwirte immer interessanter. Vor allem bei Geräten, die man nicht tagtäglich braucht, ist das die Zukunft. Diese kann sich der Bauer für ein Entgelt tageoder stundenweise ausborgen.
Rudolf Huber
Der 45-jährige Pongauer ist seit 18 Jahren Geschäftsführer des Salzburger Maschinenrings. Im Nebenerwerb führt er mit seiner Familie einen Bergbauernhof in St. Johann, der sich auf die Aufzucht von Kalbinnen spezialisiert hat.