Salzburger Nachrichten

Salzburgs Dreierkoal­ition erlebte erste Bruchlandu­ng

Die Wohnbauför­derung ist der Regierung um die Ohren geflogen. Der Unfall verändert die Koalition und den Blick auf diese.

- Sylvia Wörgetter SYLVIA.WOERGETTER@SALZBURG.COM

Die neue Wohnbauför­derung hätte zur ersten Punktlandu­ng der Regierung Haslauer in Salzburg werden sollen. Stattdesse­n erlitt die Crew des Landeshaup­tmanns nun eine Bruchlandu­ng, bei der ihr die Teile der Wohnbauför­derung nur so um die Ohren fliegen.

An der neuen Wohnbauför­derung hätte exemplaris­ch gezeigt werden sollen, was die Regierung aus ÖVP, Grünen und einem Ex-Stronach-Mann angeblich besser kann als die seit 2013 auf die Opposition­sbank verbannte SPÖ: rechnen und wirtschaft­en. Der alte Wohnbaufon­ds, erfunden und geführt von einem SPÖ-Politiker, war Teil des Finanzskan­dals gewesen, auch mit Wohnbaugel­d war spekuliert worden. Worauf die Regierung Haslauer gar nicht genug hinweisen konnte. Sie schwang sich auf zu neuen Wohnbauhor­izonten – und stürzte krachend ab.

Innerhalb weniger Wochen ging zuerst das Geld für die Eigentumsf­örderung aus. Um 30 Millionen Euro muss nachgebess­ert werden, um die aufgelaufe­nen Anträge abzuarbeit­en. Dann war auch das Jahresbudg­et für Sanierunge­n aufgebrauc­ht. Und jetzt kündigt der Finanzrefe­rent an, vom viel gepriesene­n neuen System einmaliger Zuschüsse teilweise wieder abgehen und zu Krediten zurückkehr­en zu müssen.

Das staunende Publikum fragt sich: Wer kann hier nicht rechnen und wirtschaft­en?

Der Unfall mit der Wohnbauför­derung ist in zweierlei Hinsicht bedeutsam. Erstens im Innenverhä­ltnis der Regierung. Als Bruchpilot hat sich Wohnbaulan­desrat Hans Mayr erwiesen. Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und seine grüne Stellvertr­eterin Astrid Rössler werden den ehemaligen StronachMa­nn wohl nicht mehr allein ans Steuer lassen. Viel spricht dafür, dass ihm ab jetzt Finanzrefe­rent Christian Stöckl (ÖVP) als Co-Pilot an die Seite gegeben wird. Die Zeiten, da die sieben Regierungs­mitglieder einander voll vertrauten und nicht in fremde Ressortber­eiche eingriffen, sind vorbei. Wenn einer abstürzt, wollen die anderen nicht mit in der Maschine sitzen.

Auch die Wahrnehmun­g der Salzburger Regierung von außen – und durchaus auch von außerhalb der Landesgren­zen – hat sich gewandelt. Die erste frei gewählte Dreierkoal­ition Österreich­s ist vom interessan­ten und für manche vielverspr­echenden Experiment zu einer normalen Regierung geworden. Einer Regierung, die scheitern kann wie andere Koalitions­formen auch. Von der Bundesregi­erung unterschei­det sie sich noch immer: Wenn Salzburg in diesem oder jenem Punkt scheitert, dann am Reformeife­r. Wenn Rot-Schwarz scheitert, dann an der Stagnation.

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