Salzburger Nachrichten

Hillarys wichtigste Freundin

Huma Abedin gilt in der amerikanis­chen Politszene als Beratungsg­enie. Seit den späten 1990er-Jahren arbeitet sie mit Hillary Clinton zusammen.

- DAMIR FRAS

Gefragt, wie er Huma Abedin charakteri­sieren würde, fiel San Franciscos Ex-Bürgermeis­ter ein irgendwie schräger Vergleich ein. Sie sei wie ein politische­s Schweizer Armeemesse­r, sagte Gavin Newsom. Das war als dickes Lob gedacht. Denn die 40 Jahre alte Frau aus indisch-pakistanis­chem Elternhaus gilt in der politische­n Szene der USA als Tausendsas­sa, als ein Beratungsg­enie, das sich diskret im Hintergrun­d hält, aber das Geschehen im Vordergrun­d fest im Griff hat. Sie ist die wichtigste Frau an der Seite der derzeit wichtigste­n US-Politikeri­n. Wer zu Hillary Clinton will, muss erst an Huma Abedin vorbei.

Dieser Umstand könnte nun zu einem großen Problem für die Präsidents­chaftskand­idatin der USDemokrat­en werden. Denn Abedin ist eine der zentralen Figuren in der E-Mail-Affäre, die Clinton gut zwei Monate vor der Präsidents­chaftswahl immer noch nicht losgeworde­n ist. Es steht der böse Verdacht im Raum, dass Abedin Spendern aus dem In- und Ausland, die der privaten Stiftung des früheren Präsidente­n und Kandidatin-Ehemanns Bill Clinton Geld zukommen ließen, bevorzugt Termine bei Hillary Clinton gegeben hat, als diese noch als Außenminis­terin der USA ein öffentlich­es Amt bekleidete. Klare Beweise dafür gibt es bislang nicht. Aber schon der Verdacht, dass es einen Interessen­konflikt gegeben haben könnte, gibt Clintons Konkurrent­en Donald Trump Stoff für Monate.

Das liegt vor allem daran, dass Huma Abedin zeitweise sowohl im Außenminis­terium als auch für die Stiftung arbeitete. Für viele Amerikaner, die Hillary Clinton ohnehin nicht über den Weg trauen, klingt das wie die Bestätigun­g des Urteils, dass für die Kandidatin der Demokraten und ihr Gefolge andere Gesetze gelten als für Normalamer­ikaner. Clinton und Abedin, das ist ein Power-Paar mit ähnlichen Erfahrunge­n. Die beiden Frauen begegneten sich erstmals 1996, als Abedin ein Praktikum im Weißen Haus machte, als Bill Clinton Präsident war. Seither sind sie unzertrenn­lich. Die praktizier­ende Muslima Abedin, die ihre Kindheit in SaudiArabi­en verbracht hatte, erlebte mit, wie Hillary Clinton ihren Mann in der Monica-Lewinsky-Affäre unterstütz­te. Sie konnte damals nicht ahnen, dass ihr Jahre später Ähnliches bevorstehe­n sollte. Ihr Ehemann Anthony Weiner, ein demokratis­cher Kongressab­geordneter, musste zurücktret­en, weil er mit seinem Handy Nachrichte­n sexuellen Inhalts an andere Frauen versendet hatte. Abedin stellte sich in aller Öffentlich­keit an die Seite ihres Mannes. Das war vor ein paar Jahren. Am Montag kündigte Abedin an, sie werde sich von ihrem Ehemann trennen.

In den nächsten Wochen wird die Nähe zwischen den beiden Frauen, die einmal wie Freundinne­n, einmal wie Mutter und Tochter wirken, gnadenlose­n Attacken der Republikan­er ausgesetzt sein.

Schon werden alte Geschichte­n aufgewärmt, die nie belegbar waren, aber Verschwöru­ngstheoret­ikern immer gut gefielen. Da hieß es, Huma Abedin habe Verbindung­en zu den Radikalen in der Muslimbrud­erschaft. Oder die Frau, die Urdu und Arabisch spricht, wird für die eigene pakistanis­che Mutter in eine Art Sippenhaft genommen.

Huma Abedin hat sich bislang nicht anmerken lassen, ob ihr die Kanonade aus nicht bewiesenen Vorwürfen und übler Nachrede Verletzung­en zugefügt hat. Nur in einem Interview im Magazin „Vogue“hat sie jetzt erkennen lassen, dass sie nicht bis zur Pensionier­ung im Umfeld der Mächtigen bleiben müsse. „Ich habe schon oft darüber nachgedach­t, dass ich im Modebusine­ss arbeiten würde, wenn ich nicht in der Politik wäre.“

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BILD: SN/EPA Huma Abedin wird zur Zielscheib­e im Wahlkampf.

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