3165 Flüchtlinge ertrunken
Die Fahrt über das Mittelmeer fordert immer mehr Opfer. Gleichzeitig werden Zehntausende aus Seenot gerettet.
Die Flucht über das Mittelmeer wird immer gefährlicher. Seit Jahresbeginn sind laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 3165 Menschen ertrunken. Das seien 509 Tote mehr als in den ersten acht Monaten 2015, obwohl die Flüchtlingszahlen insgesamt gesunken seien, erklärte die Organisation am Dienstag in Genf. Sie wies darauf hin, dass die Schleuser skrupelloser geworden seien und mehr Menschen auf Boote schickten, die nicht seetüchtig seien. Zudem kämen mehr Migranten aus Ägypten, von wo aus die Überfahrt deutlich gefährlicher sei. Laut IOM kamen auf den verschiedenen Seerouten bis Ende August insgesamt 272.070 Flüchtlinge nach Europa, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum 354.618. Während 2015 die meisten Flüchtlinge über die Türkei und Griechenland in die EU kamen, ist in diesem Jahr die Fluchtbewegung von Nordafrika aus nach Italien weiterhin stark. So kamen 163.105 Flüchtlinge nach Griechenland (Vorjahreszeitraum: 234.357), aber 106.461 nach Italien (116.147).
Die Sperre der Balkanroute und der Flüchtlingsdeal der EU mit der Türkei seien die Gründe. Die griechischen Behörden meldeten jedoch einen plötzlichen Anstieg der Ankünfte aus der Türkei. 462 Menschen hätten am Montag auf griechische Inseln übergesetzt, teilte der Stab für die Flüchtlingskrise in Athen mit. Das sei die höchste Zahl, die seit Inkrafttreten des EU-Deals mit der Türkei Anfang April an einem Tag registriert worden war. Zuletzt waren es durchschnittlich 74 Menschen gewesen. „Hoffentlich hängt das mit dem guten Wetter zusammen und ist kein Zeichen seitens der Türkei“, sagte ein Offizier der Küstenwache. Kurz zuvor hatte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu erneut betont, dass der Flüchtlingspakt mit der Aufhebung der Visumpflicht für Türken verbunden ist. Das sollte bis Oktober geschehen sein. Die Türkei hat aber eine Reihe von Bedingungen noch nicht erfüllt.
Die italienische Küstenwache hat indessen am Montag knapp 7000 Flüchtlinge gerettet. Das Kommandozentrum habe 35 Rettungseinsätze koordiniert, betonte ein Sprecher die Küstenwache. Zugleich weitet die EU die Militäroperation „Sophia“vor der libyschen Küste aus. Die Mitgliedsstaaten gaben am Dienstag den Auftrag, mit der Ausbildung der ersten 100 libyschen Grenzschützer zu beginnen. Von einer Unterstützung der libyschen Küstenwache erhofft sich die EU vor allem eine Eindämmung des Flüchtlingsstroms.