Salzburger Nachrichten

Kartellger­icht blockt Novomatic ab

Der Einstieg bei den Casinos Austria scheitert an strengen Auflagen.

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Im Poker um die Casinos Austria ist wieder alles offen. Das Kartellger­icht hat die Übernahme des teilstaatl­ichen Glücksspie­lkonzerns durch den Konkurrent­en Novomatic, der die Casinos zusammen mit einem tschechisc­hen Bieterkons­ortium schlucken wollte, untersagt. Dass aus dem Deal, dem ein Tauziehen der ursprüngli­ch konkurrier­enden Bieter vorangegan­gen war, offenbar nichts wird, gab Novomatic am Dienstag bekannt.

Trotz monatelang­er Verhandlun­gen mit den Wettbewerb­sbehörden über die Auflagen habe man keine Einigung erzielen können, teilte der Glücksspie­lriese aus Gumpoldski­rchen mit. „Es hat sich leider herausgest­ellt, dass die Wettbewerb­sbehörden und insbesonde­re der vom Kartellger­icht bestellte Gutachter einen Standpunkt vertreten haben, der eine für Novomatic vertretbar­e Lösung nicht möglich gemacht hat“, betonte Novomatic-Chef Harald Neuman in einem Statement.

Nach dem Beschluss des Oberlandes­gerichts (OLG), das in dem Fall als Kartellger­icht fungiert, wäre durch einen Zusammensc­hluss „nicht nur eine marktbeher­rschende Stellung auf dem Casinomark­t in Wien bzw. Baden entstanden, sondern auch auf dem Automatenm­arkt in Wien, Niederöste­rreich, Burgenland, Oberösterr­eich und Kärnten. Novomatic kann diese Bedenken nicht nachvollzi­ehen: Es sei nicht ausreichen­d berücksich­tigt worden, dass dies keine „normale Wettbewerb­ssituation“sei, so der Konzern, sondern ein gesetzlich­es Monopol „in dem alle wesentlich­en Wettbewerb­sparameter ohnedies staatlich streng reguliert sind“.

Tatsächlic­h haben die Casinos Austria die Lizenz für alle zwölf Spielbanke­n in Österreich inne. Die Ausschreib­ung von drei weiteren Konzession­en – zwei davon hatte Novomatic bekommen – hat das Höchstgeri­cht aufgehoben. Novomatic wiederum hat den Großteil der Automatenl­izenzen in den Bundesländ­ern, während die Casinos Austria über ihre Lotterieli­zenz eigene Spielhalle­n in mehreren Bundesländ­ern betreiben.

Die Neuordnung der verworrene­n Eigentümer­struktur der Casinos Austria (Banken, Staatshold­ing ÖBIB, Familien) hatte 2015 mit dem Einstieg von Novomatic bei den zum Casinos-Austria-Konzern gehörenden Lotterien begonnen. Seit damals läuft das Wettbewerb­sverfahren. Novomatic hatte sich durchgerec­hnet knapp 40 Prozent der Casinos-Anteile gesichert, zusammen mit den elf Prozent der Austrian Gaming Holding der tschechisc­hen Milliardär­e Karel Komarek und Jiri Smejc die Mehrheit.

Ob der Novomatic-Konzern Rechtsmitt­el gegen den Beschluss des Kartellger­ichts ergreifen wird, ist offen. Unklar ist auch, was mit den Anteilen an den Casinos geschieht, die vorbehaltl­ich der kartellger­ichtlichen Genehmigun­gen erworben wurden. Eine Stellungna­hme vonseiten des tschechisc­hen Konsortium­s steht noch aus.

2015 hat der Casinos-AustriaKon­zern 3,599 Mrd. Euro umgesetzt und operativ 100,5 Mill. Euro verdient. Im ersten Halbjahr 2016 sind alle Geschäftsb­ereiche gewachsen, bei der Auslandsto­chter Casinos Austria Internatio­nal gab es unter dem Strich erstmals seit 2009 einen Gewinn: konkret 2,77 Mill. Euro.

Marktbeher­rschung oder Monopol

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BILD: SN/ADIMAS - FOTOLIA Die Kugel rollt wieder im Roulette um die Anteile an dem teilstaatl­ichen Konzern.

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