Ausverkauf nimmt kein Ende
Sadio Mané machte den Anfang. Innerhalb von zwei Jahren verlor Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg eine Topelf. Als Nächster verabschiedet sich Martin Hinteregger.
Das Sommertransferfenster 2016 schließt sich heute, Mittwoch, um 24.00 Uhr. Und es ist ziemlich sicher, dass Salzburg noch einen weiteren Topprofi verliert. Nationalspieler Martin Hinteregger, der noch vor wenigen Wochen RB Leipzig einen Korb gegeben hat, hat nach SN-Informationen bereits alles mit dem deutschen Bundesligisten FC Augsburg klar gemacht. Hinteregger ist der zwölfte Stammspieler, der innerhalb von zwei Jahren Salzburg verlässt. Das beweist, dass bei den Bullen beste Ausbildungsarbeit geleistet wird. Die Fans reagieren verärgert, wenn Jahr für Jahr die besten Spieler ihre Verträge nicht verlängern oder abgegeben werden müssen.
Salzburg-Trainer Óscar García hat es zumindest nach dem bitteren Aus in der Qualifikation zur Champions League geschafft, seine Mannschaft aufzurichten. Gegen Rapid präsentierte sich der Meister bestens erholt, von der Enttäuschung nach der Niederlage gegen Dinamo Zagreb war nichts zu sehen. Auch wenn Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund erklärte, dass man nicht davon ausgehen kann, dass Salzburg immer Meister wird, sind die Bullen in der Bundesliga noch immer das Maß aller Dinge. Óscar García hat trotz aller Abgänge einen Kader zur Verfügung, der über jenen der Titelrivalen aus Graz und Wien zu stellen ist.
Aber die Konstellation hat sich seit dem Einstieg von Red Bull in das Fußballgeschäft 2005 grundlegend verändert. Damals war Salzburg die klare Nummer eins, die Ziele waren mit permanenter Teilnahme an der Champions League hochgesteckt. Mit routinierten Starkickern wie Milan Dudić, Aleksander Knavs, Vratislav Lokvenc, Alexander Zickler, Markus Schopp, Thomas Linke oder Niko Kovač wurde eine riesige Euphorie entfacht. Die Fans träumten davon, laufend im Konzert der Großen mitspielen zu können.
Die große Trendwende leitete sich mit dem Transfer von Sadio Mané im August 2014 zu Southampton ein. Für den Senegalesen, der mittlerweile bei Liverpool kickt, kassierten die Bullen zirka zwanzig Millionen Euro. Der Mané-Transfer war aber so etwas wie der Anfang vom Ende. Innerhalb von zwei Jahren mussten die Salzburger den Abgang einer Topelf (siehe Grafik oben) verkraften. „Wir haben in den vergangenen Jahren wichtige Spieler verloren, hatten aber auch gute Transfereinnahmen und junge Spieler sind nachgerückt“, sagte Freund, der betonte: „Wir sind jetzt ein Ausbildungsverein und entwickeln Spieler. Und Transfers passieren, wenn sich Spieler schnell und gut entwickeln.“
Und Salzburg ist im Fußballimperium von Red Bull seit dem Aufstieg von RB Leipzig nur mehr die Nummer zwei. Nun ist es das große Ziel, Leipzig an die Spitze in der Liga des Weltmeisters zu führen. Verständlich, aber für das zahlende Salzburger Publikum ein Schlag ins Gesicht. Die permanenten Spielerwechsel machen es kaum möglich, dass die Fans eine Bindung zum Verein finden. Das hat der Club in den vergangenen Jahren an den permanent sinkenden Zuschauerzahlen zur Kenntnis nehmen müssen. Aber das Rad ist nicht mehr zurückzudrehen, junge Perspektivspieler bleiben die Grundausrichtung.