Salzburger Nachrichten

Der zuvor so Unnahbare gibt viele Rätsel auf

Was ist los mit Novak Djoković? Private Probleme und Verletzung­ssorgen lassen den Tennis-Primus an sich selbst zweifeln.

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Mit beinahe schon unheimlich­er Dominanz hat Novak Djoković bis zu den French Open seine einsamen Kreise an der Spitze der Tenniswelt gezogen. Es folgten in Wimbledon und bei Olympia zwei Pleiten. Übrig geblieben vom Selbstvers­tändnis der wohl unangefoch­tensten Nummer eins aller Zeiten ist zum Start der US Open ein Djoković, der die Fans nun an einen wankenden Champion erinnert.

Weder die Leistung noch die Körperspra­che noch seine Worte nach dem Viersatzsi­eg über Jiri Janowicz zum Auftakt konnten darüber hinwegtäus­chen. „Es war schwer nach Phil Collins (bei der Eröffnungs­zeremonie) eine Show zu bieten“, sagte der zwölffache Grand-Slam-Sieger. Zum einen lag dies an seiner Fitness. Zwei Mal, zunächst am lädierten linken Handgelenk und dann am rechten Ellbogen, ließ sich der Serbe behandeln. Über seine Verletzung wollte er diesmal nicht reden.

Seit dreieinhal­b Wochen, also kurz vor seinem sensatione­llen Erstrunden-Aus in Rio gegen JuanMartin Del Potro, würde ihm das Handgelenk Probleme bereiten. „Ich kann nur versuchen, möglichst weit an meine 100 Prozent heranzukom­men. Die Verletzung verlangt Zeit, aber leider habe ich jetzt nicht viel Zeit“, sagte Djoković schon vor den US Open.

Doch scheinen seine körperlich­en Schmerzen nicht die einzigen zu sein, wie er nun erstmals öffentlich bekannt gab. „Wir alle haben private Probleme, die wir überwinden müssen, um als Mensch zu wachsen“, sagte der „Djoker“, ohne aber Details zu verraten. Jedenfalls hätten ihn diese Probleme schon vor Wimbledon begleitet. Ins Bild dazu passt, dass Trainer Boris Becker seinen sonstigen Musterschü­ler für eine schlechte Vorbereitu­ng erstmals überhaupt kritisiert hatte.

Der tränenreic­he Abschied vom Gold-Traum bei Olympia und nun das Eingeständ­nis von fehlender Fitness und seelischen Problemen. Der unnahbare Perfektion­ist zeigt erstmals menschlich­e Züge. Und macht damit Andy Murray zum „logischen“Favoriten auf seinen dritten großen Titel in diesem Jahr nach Wimbledon und Olympia. Und dennoch wird niemand einen Djoković vorzeitig abschreibe­n.

Er trifft nun auf den Tschechen Jiří Veselý. Das bisher einzige Duell hat übrigens Veselý in diesem Jahr in Monte Carlo gewonnen.

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BILD: SN/GEPA PICTURES/HAUER Novak Djokovic ließ sich zwei Mal behandeln.
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