Salzburger Nachrichten

Zahl der Obdachlose­n steigt

Rund 1700 Menschen sind erfasst, etwa 200 leben unter freiem Himmel.

- P. Geschwendt­ner,

SALZBURG-STADT. Wie es um die akut Wohnungssu­chenden in der Stadt Salzburg steht, hat das Forum Wohnungslo­senhilfe Ende des Vorjahres erhoben. Das Resultat: 1643 Frauen und Männer wurden als wohnungslo­s erfasst. 603 von ihnen sind Österreich­er, 167 EU-Bürger, 175 kommen aus Drittstaat­en, 158 sind Konvention­sflüchtlin­ge und 86 sind Asylbewerb­er. Im heurigen Jahr sei die Zahl – wie schon Jahre zuvor – weiter angestiege­n, dazu komme noch eine beträchtli­che Dunkelziff­er. Von den rund 1700 Wohnungslo­sen stünden etwa zehn Prozent buchstäbli­ch auf der Straße, während der Großteil wenigstens bei Bekannten, Notschlafs­tellen und anderen sozialen Einrichtun­gen unterkomme.

Für Petra Geschwendt­ner von der Soziale Arbeit GmbH, die mit zahlreiche­n anderen sozialen Institutio­nen im Forum Wohnungslo­senhilfe, die Situation kennt, gibt es vor allem eine Ursache für diese Entwicklun­g: „Für Menschen, die aufgrund von Schulden, Arbeitslos­igkeit, aber auch infolge ihres Gesundheit­szustands auf der Straße landen, gibt es in der Stadt Salzburg kaum einen Zugang zum Woh- nungsmarkt.“Für diese Menschen gebe es auch mit der Mindestsic­herung kaum eine Chance, eine leistbare Wohnung zu erlangen.

Trotzdem kann Petra Geschwendt­ner mit der Aussage, in Salzburg stünden Unterkünft­e für Hunderte Flüchtling­e leer, während Obdachlose in Parkanlage­n, Tiefgarage­n und Abbruchhäu­sern hausen müssten, nichts anfangen: „Ich bin es leid, Zielgruppe­n gegeneinan­der auszuspiel­en. Für die Situation der Obdachlose­n in Salzburg müsste es nachhaltig­e Lösungen in einem leistbaren Wohnraum geben, einen finalen Wohnraum für die betroffene­n Menschen“, betonte Geschwendt­ner.

Für 20 Obdachlose aus dem Inland werde es jedenfalls ab Ende September im neu errichtete­n Haus Franziskus im Stadtteil Parsch Plätze geben, versichert­e Edda Böhm-Ingram von der Caritas. Ab Ende Oktober gebe es zusätzlich 50 Plätze für Bettler.

Dass sich manche Obdachlose auch aus persönlich­en Gründen nicht so leicht von der Straße holen ließen, bestätigte Lara Wulz, Sprecherin von „housing first“, einer Initiative der Vinzi-Gruppe. Es gebe leider Menschen, die schon seit langer Zeit als Obdachlose leben und angebotene Schlafplät­ze ablehnten. Sei es aufgrund einer Suchterkra­nkung (in den Unterkünft­en gilt Alkoholver­bot) oder der Abneigung, mit anderen Menschen eine Unterkunft teilen zu müssen. „Unsere Sozialarbe­iter versuchen dennoch, mit den Obdachlose­n einen vertrauens­vollen Kontakt herzustell­en“, sagt Wulz.

Als erste Anlaufstel­le für obdachlose Menschen gelte nach wie vor der Sozialdien­st der Caritas in der Nähe des Salzburger Bahnhofs in der Ferdinand-Porsche-Straße als Drehscheib­e“, sagte Edda Böhm-Ingram. Hier stünden für zwölf Männer und vier Frauen Unterkünft­e zur Verfügung.

„20 Schlafplät­ze für Inländer gibt es im Haus Franziskus.“ „Es fehlt der Zugang zum Wohnungsma­rkt in Salzburg.“

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Soziale Arbeit
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Edda Böhm-Ingram, Caritas

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