Gössl muss Postalmlift abbauen
Seit 2015 gehört Trachtenhersteller Gerhard Gössl der Postalmlift. Nun verwehren ihm die Abtenauer Bauern die Dienstbarkeitsverträge. Scheitert Gössl mit seinem Masterplan?
ABTENAU. Knalleffekt im Streit um die Postalm zwischen Strobl und Abtenau: Die Bauern der Agrargemeinschaft Großlienbachalpe verweigern Lifteigentümer Gerhard Gössl endgültig die für einen Winterbetrieb nötigen Dienstbarkeitsverträge. Das wurde am Montagabend in einer außerordentlichen Versammlung beschlossen. Der Obmann der Agrargemeinschaft, Georg Buchegger aus Abtenau, bestätigt: „Wir haben beschlossen, dass wir mit Gössl keinen Vertrag abschließen, weil er uns zu wenig zahlt. Er würde maximal 10.000 Euro hergeben – aber für alle drei Agrargemeinschaften zusammen.“Aber allein seine Gemeinschaft würde 46 Grundbesitzer umfassen. Und die Skifahrer würden immerhin ein Drittel der 230 Hektar der Postalm nutzen.
Dieser Beschluss hat weitreichende Folgen, wie Buchegger betont: „Gössl wird von unserem Anwalt ein Schreiben bekommen, dass er bis Ende September die Lifte abbauen muss. Wenn er darauf nicht reagiert, bekommt er eine Klage.“Denn der Abbau des Lifts sei vertraglich fixiert, wenn die Dienstbarkeiten ausgelaufen seien. Die anderen Agrargenossenschaften würden sich der Meinung der Bauern auf der Großlienbachalpe anschließen, betont Buchegger.
Trachtenhersteller Gerhard Gössl, der über eine Tochterfirma seiner Erzherzog Johann Privatstiftung seit Sommer 2015 Eigentümer der Lifte ist, sieht die Entscheidung gelassen: „Ich werde die Liftanlagen vereinbarungsgemäß abbauen. Ich halte mich an die Verträge.“Sein Ziel sei, die Anlagen zu verkaufen: „Ich weiß auch schon an wen, der Lift wird nicht in der Region bleiben.“
Aber ist damit Gössls Großprojekt – das den Bau von bis zu 1500 Hotelbetten auf der Alm vorsieht und vor allem auf „sanften“Wintertourismus abseits des Alpinskilaufs abzielt – gescheitert? Der Trachtenhersteller gibt sich abwartend: „Das heißt, dass es vorläufig nicht realisierbar zu sein scheint. Ich halte es für den Tourismus im Lammertal und in der Wolfgangseeregion für eine sehr negative Entwicklung, damit auf 300 Arbeitsplätze und 100 Millionen Euro an Investitionen zu verzichten.“Er wolle aber an seinem Masterplan, den er mit Unternehmern aus der Region entwickelt habe, festhalten, betont Gössl: „Ich gehe davon aus, dass im Laufe der Zeit Vernunft einkehrt. Denn die Wolfgangseeregion und das Lammertal brauchen so ein Projekt, das zeigt, dass der Tourismus auf dem Berg nicht nur vom Skifahren abhängig sein muss – als Vorbild auch für andere Bergdestinationen.“Großinvestitionen könne man nicht nur auf die Unwägbarkeit Schnee aufbauen. Nachsatz: „Und der bisherige Winterbetrieb hat für mein Projekt ohnehin keine Relevanz.“
Auch der Strobler Bürgermeis- ter Josef Weikinger (ÖVP) geht davon aus, dass der Liftbetrieb bald Geschichte sein wird: „Mit den Agrargemeinschaften wurde im Vorjahr nur mündlich eine Verlängerung um ein Jahr beschlossen. Und Gössl hat niemanden, der ihm einen Infrastrukturbeitrag zahlt.“Denn im Vorjahr haben die Wirte und Hoteliers der Postalm, die Gemeinden Abtenau und Strobl, die Tourismusverbände sowie die Grundbesitzer mittels Pachtnachlass 150.000 Euro als Abgangsdeckung aufgebracht.
Wegen dieser Infrastrukturbeiträge, die es auch in der Vergangenheit gab, könnte Gössl weiteres Ungemach drohen. Weikinger: „Als Gemeinde haben wir in Aussicht gestellt, dass wir Gössl klagen, wenn wir 180.000 Euro von einem alten Darlehen zur Abgangsdeckung nicht bekommen.“Gössl reagiert verärgert: „Ich persönlich habe keine Schulden bei der Gemeinde, sondern die Liftgesellschaft. Die Erzherzog Johann VerwaltungsGmbH ist dort Gesellschafterin. Ich bin nur Geschäftsführer.“
„Gehe davon aus, dass im Lauf der Zeit Vernunft einkehrt.“