USA töten den Terrorplaner
Die Terrortruppe „Islamischer Staat“gerät unter immer größeren Druck. Nun musste sie den Tod ihres Sprechers und Cheflogistikers für Auslandsattentate einräumen.
Den USA ist offenbar ein weiterer schwerer Schlag gegen die Führungsspitze der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“gelungen: Der IS gab den Tod seiner „Stimme“, Abu Mohammed al Adnani, bekannt. Womöglich kam der knapp 40-Jährige bei einem Luftangriff der US-geführten Anti-IS-Allianz ums Leben. Das US-Verteidigungsministerium wollte seinen Tod noch nicht bestätigten. Wie Pentagon-Sprecher Peter Cook mitteilte, wurde Adnani am Dienstag bei einem „Präzisionsschlag“in der Stadt Al Bab ins Visier genommen. „Wir bewerten derzeit noch die Ergebnisse des Angriffs“, fügte der Sprecher hinzu. Sollte sich Adnanis „Beseitigung vom Schlachtfeld“bestätigen, wäre dies ein wichtiger Schlag gegen den IS. Al Bab liegt in einem vom IS beherrschten Gebiet, das an die Türkei grenzt.
Adnani galt als Chefplaner von Terrorangriffen außerhalb des ISGebiets. Er soll Kämpfer ausfindig gemacht und deren Einsätze koordiniert haben. Nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste war er direkt an der Planung der Attentate in Paris, Brüssel und am Istanbuler Flughafen beteiligt. Die USA hatten ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt.
Im September 2014 rief Adnani dazu auf, „Ungläubige“in westlichen Staaten zu töten. Er listete verschiedene Möglichkeiten auf, Zivilisten und Soldaten ohne großen logistischen Aufwand umzubringen – etwa mit Messern oder Fahrzeugen. Damit könnte er etwa den Attentäter von Nizza inspiriert haben, der im Juli auf der Strandpromenade der südfranzösischen Stadt mit einem Lkw in eine Menschenmenge gefahren war.
Der 1977 in der syrischen Provinz Idlib geborene Adnani war eines der Gründungsmitglieder des IS. Sein wirklicher Name ist Taha Subhi Falaha. Anfang der 2000er-Jahre schloss er sich den Dschihadisten im Irak an und schwor dem Chef von Al Kaida im Irak, Abu Mussab al Zarqawi, die Treue. Aus der Gruppe ging später der IS hervor. Beim IS stieg Adnani zu einem der wichtigsten Strategen und zum Propagandachef auf. Nach der Eroberung großer Gebiete in Syrien und dem Irak rief er im Juni 2014 das „Kalifat“aus und erklärte IS-Anführer Abu Bakr al Baghdadi zum „Kalifen“.
Aus Sicht des britischen Dschihad-Experten Charles Lister ist der Tod Adnanis ein großer Rückschlag für die Terrortruppe. Auch der deutsche Fachmann Guido Steinberg sieht eine deutliche Schwächung der Extremisten. Adnani sei an der Spitze einer kleinen Einheit gestanden, die Terroroperationen in der ganzen Welt geplant habe.
Erst im Juli hatte der „Islamische Staat“den Tod des Militärchefs Omar al Shishani im Irak bestätigen müssen. Im März gab US-Verteidigungsminister Ashton Carter die Tötung des IS-Finanzchefs Abdul al Kaduli bekannt. Er galt als die Nummer zwei des IS hinter Baghdadi.
Wenige Stunden nach Bekanntwerden der Nachricht hat Russland den Angriff auf Adnani für sich reklamiert. Der Terrorist zähle zu den ungefähr 40 IS-Mitgliedern, die bislang der russischen Luftwaffe zum Opfer gefallen seien, verlautete das Verteidigungsministerium in Moskau am Mittwoch.