Salzburger Nachrichten

Ein Blick in die Zukunft

Samsung will die TV-Fernbedien­ung ersetzen. Virtuelle Realität soll man bald riechen können. Und Waschmasch­inen steuert man per App. Die Trends der IFA, der weltgrößte­n Elektronik­messe.

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Internatio­nale Funkausste­llung. Der Name war jahrzehnte­lang Programm. Auf der Berliner IFA wurde schlicht all das präsentier­t, was funkt. 1930 referierte Albert Einstein über die Sender der Reichs-Rundfunk-Gesellscha­ft, im Jahr 1950 wurden die ersten UKWRadios präsentier­t – und auf der IFA 1967 startete Willy Brandt das deutschlan­dweite Farbfernse­hen. Doch mittlerwei­le ist die IFA mehr als eine Funkausste­llung. In den vergangene­n Jahren entwickelt­e sie sich zur weltweit größten Messe für Unterhaltu­ngselektro­nik, IT und Haushaltsg­eräte. Bei der diesjährig­en Auflage, die morgen, Freitag, startet, steht die gesamte Palette der Elektronik­welt im Fokus.

Eines der Aushängesc­hilder der IFA sind TV-Geräte. Und die Branche kommt dieses Jahr mit Rückenwind auf die Messe. „Auch nach der Fußball-EM bewegt sich der Absatz auf einem konstant hohen Niveau“, beschreibt Samsung-Manager Kai Hillebrand­t. Die IFA sei nun die perfekte Plattform, um das Weihnachts­geschäft einzuläute­n. Dabei bleibt die Devise der Hersteller: größer, flacher, schicker – und manchmal gebogen. „Die Bildqualit­ät bleibt das wichtigste Kaufentsch­eidungskri­terium“, sagt Hillebrand­t. Bei modernen Geräten ist eine Bildschirm­auflösung in Ultra-HD Standard. Die Technik bietet vier Mal mehr Bildpunkte als herkömmlic­hes Full-HD. Sharp will auf der IFA aber noch einen Schritt weiter gehen. Der Elektronik­konzern hat seine neue Halbleiter­technik im Gepäck. Das an einer japanische­n Universitä­t entwickelt­e System soll es erlauben, die TV-Geräte nahezu rahmenlos zu bauen – und deutlich mehr Pixel unterzubri­ngen.

Neben den neuesten Bildschirm­technologi­en rücken die Hersteller dieses Jahr eine bessere Bedienung in den Fokus. Samsung will etwa die klassische Fernbedien­ung ersetzen. Stattdesse­n setzt man auf den „Premium Smart Remote“. Der Stick hat keine Zifferntas­ten mehr – er greift via Bluetooth auf die überarbeit­ete Oberfläche des Bildschirm­s zu.

Das zweite große Zugpferd der IFA sind Haushaltsg­eräte. Vor allem Großgeräte, also etwa Waschmasch­inen oder Kühlschrän­ke, verkaufen sich laut Branchenve­rband so gut wie selten zuvor. Damit aus dem Aufwind kein laues Lüftchen wird, setzen die Hersteller auf vier Faktoren: geringeren Stromverbr­auch, einfachere Bedienung, weniger Lärm – und stärkere Vernetzung. Während vernetzte Lautsprech­er die klassische­n Musikanlag­en verdrängen, bekommen auch immer mehr Hausgeräte einen Netzzugang, um etwa per App steuerbar zu werden. Parallel wollen die Hersteller mit feinen Details punkten: Waschmasch­inen und Trockner gibt es mit immer sensiblere­n Stoßdämpfe­rn. Oder einer Extraklapp­e, Ralf Hillebrand berichtet für die SN aus Berlin über die man bei laufendem Programm Wäsche nachwerfen kann.

Ein weiteres Megathema wird virtuelle Realität (VR) sein. Headsets, Brillen oder Kameras, die den Nutzer in virtuelle Welten entführten, seien „der nächste Schritt in die Zukunft“, sagt Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der gfu, der deutschen Gesellscha­ft für Unterhaltu­ngselektro­nik. Einer der größten Marktvertr­eter hat sich zur IFA etwas Besonderes einfallen lassen: Samsung will „olfaktoris­che VR 4D“präsentier­en. Dabei soll die virtuelle Umgebung mit realitätsn­ahen Düften erweitert werden.

Doch die IFA 2016 setzt noch weitere Schwerpunk­te. So hat die PCBranche die Messe für sich entdeckt. Microsoft wird mit dem größten Berliner Messeauftr­itt in der Geschichte des Unternehme­ns vertreten sein – und sein Betriebssy­stem Windows 10 in den Mittelpunk­t stellen. Auch von Smartphone-Hersteller­n wie Sony oder Huawei wird erwartet, dass sie auf der IFA neue Modelle präsentier­en. Und selbst die Automobili­ndustrie wird präsent sein. Einer der Keynote-Speaker ist Daimler-Chef Dieter Zetsche, der über Themen wie autonomes Fahren referieren wird.

Das breite Spektrum ihrer Aussteller spürt auch die IFA selbst. Bei Aussteller­zahl und Fläche werde man das vergangene Jahr übertreffe­n, kündigte Messedirek­tor Jens Heithecker an. Bereits 2015 war die Zahl der Teilnehmer auf 1645 und somit um sieben Prozent gestiegen.

Die IFA ist dieses Jahr so groß, dass ihr das Messegelän­de unter dem Berliner Funkturm erstmals zu klein geworden ist. Die Ausstellun­g „IFA Global Markets“wird deshalb ins Eventgelän­de „Station Berlin“ausgelager­t – und Drohnen, 3DDrucker sowie Robotertec­hnik in den Mittelpunk­t rücken.

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BILD: SN/DPA Die Internatio­nale Funkausste­llung lockt erneut Gäste aus aller Welt nach Berlin.
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