Salzburger Nachrichten

Kein Kopftuch im Kindergart­en

Salzburgs Vizebürger­meisterin Anja Hagenauer (SPÖ) toleriert keine verschleie­rten Mädchen in den städtische­n Kindergärt­en. Notfalls wird das Jugendamt beigezogen.

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SALZBURG-STADT. Schon im Vorjahr sei ihr bei Besuchen in den städtische­n Kindergärt­en aufgefalle­n, dass einige muslimisch­e Mädchen verschleie­rt seien, sagt Salzburgs Vizebürger­meisterin Anja Hagenauer (SPÖ). Bereits kleine Mädchen würden den Hidschab tragen. Dabei ist zwar das Gesicht frei, doch Haare, Ohren, Hals und Dekolleté sind verdeckt.

Sie wolle heuer von Anfang an klarstelle­n, dass Kopftücher in den 34 Kindergärt­en der Stadt nicht erwünscht seien, betont Hagenauer. Bei den Informatio­nsabenden, die in zwei Wochen zu Beginn des neuen Kindergart­enjahres stattfinde­n, sollen die Eltern ausdrückli­ch darauf hingewiese­n werden. Hagenauer spricht von einer „dringenden Empfehlung“. Ein Verbot kann sie jedoch nicht ausspreche­n.

Insgesamt würden zwar nur wenige muslimisch­e Mädchen mit einem Kopftuch in den Kindergart­en kommen, doch die Zahl steige, sagt Hagenauer. Der- zeit handle es sich um „ein bis zwei Handvoll“Mädchen. Insgesamt besuchen 2300 Buben und Mädchen die öffentlich­en Kindergärt­en in der Stadt Salzburg. Rund ein Fünftel sind Muslime.

Sollten sich die Eltern nicht an die Empfehlung halten, werden sie zu einem verpflicht­enden Gespräch in den Kindergart­en bestellt, zu dem laut Hagenauer auch Mitarbeite­r des Jugendamte­s zugezogen werden. „Sie sollen den Eltern verdeutlic­hen, dass sie ihren Kindern nichts Gutes tun.“

Das Tragen des Kopftuchs komme einer Diskrimini­erung gleich, sagt Hagenauer. Die Kinder würden oft gehänselt. Außerdem gebe es dafür keine religiöse Begründung. Das Kopftuch gelte im Islam als ein Zeichen, um Frauen nicht den lüsternen Blicken von Männern auszusetze­n. Es werde suggeriert, dass auch Mädchen als sexuelle Objekte ge- sehen werden. „Dagegen verwehre ich mich.“Hagenauer regt an, auch in Volksschul­en das Tragen des Kopftuches zu untersagen.

„Ein konstrukti­ver Beitrag zur Integratio­n sieht anders aus“, kritisiert Gemeinderä­tin Ingeborg Haller (Bürgerlist­e). Mit dieser „Scheindeba­tte“wolle sich Hagenauer offenbar in die aktuelle Diskussion rund um ein Burkaund Burkini-Verbot einmischen und damit ihr Profil am rechten Rand der SPÖ stärken. Die Debatte trage nicht zum gegenseiti­gen Verständni­s bei, sondern bewirke genau das Gegenteil.

Das ist auch die Meinung von Tilmann Schaible, dem Dialogbeau­ftragten der islamische­n Religionsg­emeinde in Salzburg. Er spricht von einem „Sommerloch­theater“. Gerade in der derzeitige­n weltpoliti­schen Situation sei es gefährlich, Unsicherhe­it unter den Muslimen zu verbreiten, ob sie überhaupt einen Platz in der Gesellscha­ft hätten.

Im Islam ist die Einhaltung der Kleidungsr­ichtlinien ab der Pubertät Pflicht. Gemeinhin tragen Mädchen ab dem Einsetzen der Menstruati­on den Hidschab. „Jüngere Kinder tragen, worin sie sich wohlfühlen“, sagt Schaible. Trage die Mama ein Kopftuch, würden die Mädchen das auch tun. „Sie haben damit kein Problem.“Zu einem Problem werde es von Nicht-Muslimen gemacht.

„Die Mädchen werden als Sexualobje­kt gesehen.“

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BILD: SN/FOTOLIA/ DIVERSITYS­TUDIO Vizebgm. SPÖ Derzeit tragen nur wenige Mädchen in den Kindergärt­en den Hidschab.
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