Privatpleiten bei Ex-Unternehmern gehen zurück
Dennoch bleibt die ehemalige Selbstständigkeit der häufigste Grund für eine Privatinsolvenz.
Fast ein Drittel aller Privatinsolvenzen in Österreich betrifft ehemalige Unternehmer. Seit der Einführung des Privatkonkurses im Jahr 1995 ging der Anteil der ExSelbstständigen damit zwar stark zurück, anfangs traf fast jede zweite Privatpleite einen Ex-Unternehmer. Dennoch bleibt ehemalige Selbstständigkeit mit rund 30 Prozent Anteil der häufigste Grund für eine Privatinsolvenz. Das zeigt eine am Freitag veröffentlichte Analyse des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV) für das erste Halbjahr 2016.
Insgesamt gingen im ersten Halbjahr 4233 Personen in Privatkonkurs, das sind um 4,3 Prozent weniger Schuldenregulierungsverfahren als von Jänner bis Juni des Vorjahres. Der Gesamtschuldenstand ging mit 523 Mill. Euro um 1,5 Prozent zurück. Ex-Unternehmer haben im Privatkonkurs im Schnitt 270.000 Euro Schulden, sonstige Privatpersonen im Schnitt 59.000 Euro.
KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner erläutert: „Die Abweisungen mangels Masse bei den Unternehmensinsolvenzen sind seit einigen Jahren relativ rückläufig und je mehr Insolvenzverfahren über Unternehmer eröffnet werden, desto weniger ehemalige Selbstständige mit Schulden gibt es.“Der KSV fordere daher schon lange, über alle insolventen Firmen unverzüglich ein Verfahren zu eröffnen. Dies würde Schuldenregulierung oder Sanierung deutlich erleichtern. Seit der Einführung des Privatkonkurses wurden mehr als 120.000 Verfahren eröffnet. In 73 Prozent der Fälle kam es zu einer Einigung zwischen Schuldner und Gläubigern mittels Zahlungsplan.
Die zweithäufigste Ursache für Privatkonkurse ist eigenes Verschulden – Überschätzung der eigenen Leistungskraft, schlechter Umgang mit Geld oder Spekulation – (18,6 Prozent), gefolgt von Arbeitslosigkeit (16,5 Prozent). Doch auch Lebenskrisen wie eine Scheidung, ein Unfall oder eine chronische Krankheit (11,7 Prozent) sowie massive persönliche Probleme wie etwa Drogenkonsum oder Glücksspielsucht (10,8 Prozent) sind wichtige Gründe. In sieben Prozent der Fälle sind finanzielle Lasten aus dem familiären Umfeld, wie Haftungsübernahmen oder Unterhaltspflichten, die Ursache der Pleite.