Salzburger Nachrichten

Die Kamera, die den Che ewig zum Bild macht

Zwei Mal knipst Alberto Korda. Dann hat er eines der berühmtest­en Fotos der Welt in seiner Leica M2. Die Kamera kann man nun ersteigern.

- Henri Cartier-Bresson, Fotograf

SALZBURG. Zwei Mal drückte Fotograf Alberto Díaz Gutiérrez den Auslöser. Dann hatte er ein Bild von Che Guevara. Mit dem Ausdruck heiligen Zorns und ewigen Rebellentu­ms begleitet dieses Gesicht jeden Aufstand gegen Übermächti­ges. Die Kamera, die diese Ikone bannte, wird nun im Online-Auktionsha­us Catawiki versteiger­t.

„Purer Zufall“, sagte der Fotograf, der als Alberto Korda berühmt wurde, Jahre später über den Augenblick, in dem er das unter dem Namen „Guerriller­o Heroico“(dt. heroischer Krieger) berühmte Bild schoss. Dieses eine Foto von Ernesto Che Guevara ist allgegenwä­rtig als heiliges Bild aller Revolten. Dazu kam es, weil der Schnappsch­uss vom 5. März 1960 millionenf­ach reproduzie­rte Variatione­n erlebte.

In den Märztagen 1960 gab es für die Kubanische Revolution erste Rückschläg­e. Der Druck vor allem aus den USA wuchs bedrohlich. Da explodiert­e im Hafen von Havanna der belgische Frachter „La Coubre“– 70 Tonnen Waffen waren an Bord. 75 Menschen starben. Am Tag nach dem Anschlag war Korda mit der Leica im Auftrag der Zeitung „Revolución“bei der Trauerfeie­r am Friedhof Colón im Einsatz. Maximo Líder Fidel Castro hält eine Rede. Korda steht unterhalb der Tribüne. Plötzlich taucht für einen kurzen Moment Ernesto Che Guevara auf. Korda reagiert schnell, drückt ab. Dann ist Che wieder weg.

„Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut“, sagte einst Fotograf Henri Cartier-Bresson. Kordas Bild von Che sollte einen globalen Siegeszug erleben. Was die Leica einst einfing, strahlt nun in glitzernde­n Schaufenst­ern, in edlen Designer-Boutiquen oder auf schäbigen Marktständ­en.

„Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“

Der ewig junge Comandante blickt von Zigaretten­schachteln und T-Shirts, von Weinflasch­en und Feuerzeuge­n.

Und die Foto-Ausrüstung? „Das Equipment, welches wir gebrauchen, spielt nur eine kleine Rolle. Vielmehr kommt es darauf an, es zu beherrsche­n“, meint der US-Fotograf Sam Abell.

Die Leica M2 war relativ leicht zu beherrsche­n. 1958 kam sie als abgespeckt­e Variante der M3 auf den Markt. Sie wurde bis 1968 produziert – gut 80.000 Stück gab es. Korda verdankte seiner Leica schon legendäre Fotos aus der Sierra Maestra,

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BILD: SN/CATAWIKI Havanna, März 1960: Che blickt in die Ewigkeit.
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BILD: SN/CATAWIKI Mit dieser Leica M2 schoss Alberto Korda sein Che-Bild.

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