Rettet die bewegte Vergangenheit
Archiv der Schaulust: Filme sind österreichisches Kulturerbe, zeigt das Film Archiv Austria.
WIEN. Man muss ja kein Nostalgiker sein oder gar Monarchist, um die authentischen Filmaufnahmen „aus dem Kaiserhaus“spannend zu finden. Kaiser Franz Joseph I. galt als „Medienkaiser“. Nicht nur, dass rund um seine Person unzählige Fotoaufnahmen und auch Filmaufnahmen aus der Frühzeit der bewegten Bilder entstanden, er war selbst an der Entwicklung des Genres interessiert. Als man ihm 1896 den Cinématographen der Brüder Lumière vorführte, soll er „Ah, c’est magnifique!“ausgerufen haben. Gerade im aktuellen Gedenkjahr anlässlich des 100. Todestages von Franz Joseph I. fanden Filme Verbreitung wie etwa die Aufnahmen aus Bad Ischl, die Majestät bei der Jagd zeigen. Auch sein Nachfolger Kaiser Karl I. nutzte den Film zur Veröffentlichung eines positiven Bildes, die Zeit der Monarchie neigte sich dem schrecklichen Ende zu. Aufnahmen von der Vermählung von Karl und Zita 1911 haben bereits eine erstaunliche Qualität. Eine Ausstellung im Metrokino ist dieser Urzeit von Film und Kino gewidmet. Allerdings galt das Interesse der Dokufilmemacher nicht nur den Habsburgern, sondern auch „normalen“Bewohnern der Monarchie aus vielen Landstrichen des Kaiserreichs. Natürlich werden die Alltagsaufnahmen – etwa aus Osijek – dominiert von der Uniformfreudigkeit der Monarchie. Und es gibt auch Aufnahmen vom Untergang derselben, etwa Kriegsbilder aus den schneebedeckten Alpen mit kampfbereiten Soldaten. Zu Dokuklassikern zählen die Tage rund um das Attentat auf den Thronfolger und seine Gattin in Sarajevo – und bald danach marschieren die Truppen. Erstaunlich viel hat sich erhalten an filmischem Erbe dieser Zeit, doch mussten und müssen Anstrengungen unternommen werden, um das empfindliche Material zu retten, wie Ernst Kieninger, Direktor des Filmarchivs Austria, sagt.
In dieser Richtung habe Österreich die Nase vorn mit dem Nitrofilmarchiv in Laxenburg und Restaurierungsexperten. Die Sammlung des Filmarchivs habe sich von 540 im Katalog angeführten Streifen mittlerweile vervierfacht, sagt Nikolaus Wostry, Co-Kurator der Ausstellung. Die Restaurierungsarbeiten seien ein Kampf gegen die Zeit, die öffentlichen Zuwendungen „ausbaubar“, wie Kieninger es nennt. Man pflege Kontakte von Budapest bis Belgrad und Moskau auf der Suche nach Schätzen aus historischen Filmarchiven der Donaumonarchie. Der Bogen der Ausstellung reicht von den allerersten Wien-Aufnahmen der Brüder Lumière 1896 bis hin zu handkolorierten Filmen der französischen Hersteller Pathé und Gaumont, die lange Zeit das Wanderkino mit Kurzfilmen beherrschten.
Was noch entzückt, ist die Sammlung alter Gerätschaften in einer Art Wunderkammer. Da sind viele Zahnräder zu sehen an den Projektoren und Kameras und Erfindungen, die eine Erklärung nötig machen. Wer an solcher Art von Zeitgeschichte interessiert ist, sollte sich die Schau nicht entgehen lassen. Ausstellung: