Spielen mit Fleisch und Blut
Die Mozarteum-Studentin Lili Epply gibt in einem Psychothriller ihr großes Kinodebüt.
Derzeit steht Lili Epply vor der Kamera für eine wiederkehrende Rolle in der Krimiserie „Schnell ermittelt“, sie ist demnächst im Fernsehzweiteiler „Das Sacher“zu sehen: Die 21-Jährige studiert Schauspiel an der Salzburger Universität Mozarteum, aber es zieht die gebürtige Wienerin zur Arbeit mit der Kamera. Am Freitag kommt der Psychothriller „Mein Fleisch und Blut“ins Kino, in dem Andreas Kiendl und Ursula Strauss ein Paar spielen, das an den Bedürfnissen ihres kleinen Sohnes zu zerbrechen droht. Epply spielt die junge Nachbarin der beiden, die trotz ihres lieblichen Äußeren eine bedrohliche Rolle im Leben der Familie zu spielen beginnt. SN: In „Mein Fleisch und Blut“spielen Sie, die Kino-Novizin, eine Rolle, die körperlich und emotional viel fordert. Ist Ihnen das schwergefallen? Lili Epply: Wenn ich eine Rolle annehme, treffe ich eine Entscheidung. Und wenn ich einmal zugesagt habe, dann fühle ich auch ein Verantwortungsbewusstsein dieser Rolle gegenüber. Diese Verantwortung bedeutet, das so konsequent wie möglich durchzuziehen, denn es ist ja mein Beruf, den ich mir ausgesucht habe. Und Filme sind unter anderem ja auch vom Staat finanziert, das heißt, du gibst da auch etwas zurück. Klar hilft es, wenn man dabei Partner hat, denen man vertrauen kann. SN: Wie Andreas Kiendl und Uschi Strauss, die ja erfahrene Kinoschauspieler sind? Ja, ich hab sehr gern mit den beiden gespielt, vor allem Uschi ist eine großartige Frau. Mit welcher Hingabe und Herzlichkeit die das macht, wie uneitel sie ihren Rollen begegnet, das ist beeindruckend, und es ist faszinierend, sie in anderen Rollen zu sehen, wie jetzt bei „Hotel Sacher“oder „Schnell ermittelt“. SN: Diese Nicole, die Sie da spielen, ist eine doppelbödige Figur mit einer extrem ungewöhnlichen Geschichte. Wie findet man in so eine Rolle? So unbelastet wie möglich. Bei einer so schwierigen Figur darf man nicht der Versuchung erliegen, über sie zu urteilen. Das wäre wahrscheinlich das Schlimmste, das wäre Verrat an ihr. Ich habe versucht, sie zu verstehen, sie nachzuvollziehen, sie menschlich zu machen. SN: Das ist bei einer Filmfigur mit einer so extremen Biografie wie jener von Nicole nicht einfach? Es war auf jeden Fall ein langer Weg. Aber wir alle haben eine Lebensgeschichte, und handeln entsprechend. Das spricht uns natürlich von keiner Verantwortung frei, aber das positioniert uns, und von da aus begegnen wir unserer Umgebung. Und das ist es, was ich mir bei einer Filmfigur überlegen muss. Woher kommt sie?
Ich hab versucht, den Weg zu ihr zu finden, ganz unterschiedliche Zugänge zu ihr ausprobiert. Und ich habe recherchiert, um welches psychische Krankheitsbild es sich bei ihr dreht, und mich dann dazu verhalten. Und das wollte ich so wahrhaftig wie möglich umsetzen, nicht nur im Kontext des Genres. SN: Sie studieren an der Universität Mozarteum Theater, aber stehen immer öfter vor der Kamera. Wie kommt es dazu? Begonnen hat das damit, dass ich immer wieder Castings für die Filmakademie gemacht habe, weil man da viel ausprobieren und lernen kann. Und das hat mich dann immer mehr angezogen. Die Schauspielschule ist sicher eine wichtige Ausbildung, aber klar ist: Was im Theater aktuell passiert, rückt immer weiter weg von der Arbeit, wie sie vor der Kamera zu tun ist. Kino: