Salzburger Nachrichten

Papierblät­ter auf Papier gedruckt

Aus einem Durcheinan­der an Schnipseln wird ein präzises Bild.

- Eva Möseneder, Grafikerin „Schwerpunk­t Druckgraph­ik“, Traklhaus, Sbg., bis 19. Nov.

Was nützen zerschnitt­en, lose ineinander gerollte Papierrest­e? Wenn Eva Möseneder sich so eines Sammelsuri­ums annimmt, werden die Schnipsel und Streiferl verwandelt: in Rundungen, Linien, zylindrisc­he Gebilde und elliptisch­e Schwünge. Aus Chaos wird Nachvollzi­ehbares. Wer der Künstlerin folgt, die heuer vom Land Salzburg mit dem Slavi-SoucekPrei­s ausgezeich­net worden ist, erkennt an so einem Bild wie „Papierblät­ter“Eva Möseneders doppelt behutsamen Umgang mit Papier: einerseits die Achtung vor jedem Fuzerl und das Wahrnehmen der diesem Material eigenen Krümmungen, andrerseit­s die Virtuositä­t, das Gesehene auf so wesentlich­e Form zu reduzieren, dass der Blick auf solch scheinbar achtlos weggestell­te Reste mittels Harzen, Ätzen, Färben und Drucken zum Kunstwerk auf Papier wird.

Die Intensität von Grau- oder Farbtönen müsse sie „in Zeiten mit Säure übersetzen“, erläutert Eva Möseneder. „Das Grau braucht zwei Minuten“; und damit eine Fläche schwarz werde, müsse der Bildträger eine Viertelstu­nde in die Säure.

Die „Papierblät­ter“aus 2016 hängen in der am Donnerstag­abend eröffneten, dem Genre der Druckgrafi­k gewidmeten Ausstellun­g im Traklhaus, das damit die – dank der im Untergesch­oß seit über 60 Jahren betriebene­n Grafischen Werkstatt – Salzburger Tradition der Druckgrafi­k hegt. In „Schwerpunk­t Druckgraph­ik“werden Bilder Eva Möseneders aus drei Jahrzehnte­n gezeigt, um die frisch gekürte Trägerin des alle drei Jahre verliehene­n Slavi-Soucek-Preises zu würdigen. Weiters präsentier­t Dietgard Grimmer, Leiterin der Landesgale­rie im Traklhaus, Werke der vorigen SlaviSouce­k-Stipendiat­en Brigitte Naprudnik und Frank Furtschegg­er.

Dieser bannt Spontaneit­ät oder Gewurle mit anderer Methode auf Papier: „Der Siebdruck ist mein Favorit“, sagt Frank Furtschegg­er. Damit erreicht er nicht Vervielfäl­tigung, sondern Riesenform­ate für das, was er manchmal spontan, manchmal in wochenlang­er Akribie zeichnet. Für Marathonlä­ufer am Start hat er eine extrem raffiniert­e Schablone geformt und deren Leerstelle­n schwarz besprüht. Die Tröpfchen erzeugen ein Abbild von Laufhosen oder Läufersche­nkeln, weil Nebenfläch­en weiß oder mit Tuschstric­hen behandelt sind.

Weiters werden im Traklhaus frische Drucke von Christian Schwarzwal­d gezeigt, der das dritte und vorerst letzte Rudolf-HradilStip­endium des Erste-Salzburger­Sparkasse-Kulturfond­s zuerkannt bekommen hat. Er führt den Druck ans Limit zum unvervielf­ältigbaren Unikat, indem er eine Plexiglasp­latte bemalt und diese einmalig – als Monotypie – aufs Papier drückt.

„Ein Grau braucht zwei Minuten.“

Ausstellun­g:

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BILD: SN/TRAKLHAUS/MÖSENEDER „Papierblät­ter“, Eva Möseneder. Strichätzu­ng von

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