Papierblätter auf Papier gedruckt
Aus einem Durcheinander an Schnipseln wird ein präzises Bild.
Was nützen zerschnitten, lose ineinander gerollte Papierreste? Wenn Eva Möseneder sich so eines Sammelsuriums annimmt, werden die Schnipsel und Streiferl verwandelt: in Rundungen, Linien, zylindrische Gebilde und elliptische Schwünge. Aus Chaos wird Nachvollziehbares. Wer der Künstlerin folgt, die heuer vom Land Salzburg mit dem Slavi-SoucekPreis ausgezeichnet worden ist, erkennt an so einem Bild wie „Papierblätter“Eva Möseneders doppelt behutsamen Umgang mit Papier: einerseits die Achtung vor jedem Fuzerl und das Wahrnehmen der diesem Material eigenen Krümmungen, andrerseits die Virtuosität, das Gesehene auf so wesentliche Form zu reduzieren, dass der Blick auf solch scheinbar achtlos weggestellte Reste mittels Harzen, Ätzen, Färben und Drucken zum Kunstwerk auf Papier wird.
Die Intensität von Grau- oder Farbtönen müsse sie „in Zeiten mit Säure übersetzen“, erläutert Eva Möseneder. „Das Grau braucht zwei Minuten“; und damit eine Fläche schwarz werde, müsse der Bildträger eine Viertelstunde in die Säure.
Die „Papierblätter“aus 2016 hängen in der am Donnerstagabend eröffneten, dem Genre der Druckgrafik gewidmeten Ausstellung im Traklhaus, das damit die – dank der im Untergeschoß seit über 60 Jahren betriebenen Grafischen Werkstatt – Salzburger Tradition der Druckgrafik hegt. In „Schwerpunkt Druckgraphik“werden Bilder Eva Möseneders aus drei Jahrzehnten gezeigt, um die frisch gekürte Trägerin des alle drei Jahre verliehenen Slavi-Soucek-Preises zu würdigen. Weiters präsentiert Dietgard Grimmer, Leiterin der Landesgalerie im Traklhaus, Werke der vorigen SlaviSoucek-Stipendiaten Brigitte Naprudnik und Frank Furtschegger.
Dieser bannt Spontaneität oder Gewurle mit anderer Methode auf Papier: „Der Siebdruck ist mein Favorit“, sagt Frank Furtschegger. Damit erreicht er nicht Vervielfältigung, sondern Riesenformate für das, was er manchmal spontan, manchmal in wochenlanger Akribie zeichnet. Für Marathonläufer am Start hat er eine extrem raffinierte Schablone geformt und deren Leerstellen schwarz besprüht. Die Tröpfchen erzeugen ein Abbild von Laufhosen oder Läuferschenkeln, weil Nebenflächen weiß oder mit Tuschstrichen behandelt sind.
Weiters werden im Traklhaus frische Drucke von Christian Schwarzwald gezeigt, der das dritte und vorerst letzte Rudolf-HradilStipendium des Erste-SalzburgerSparkasse-Kulturfonds zuerkannt bekommen hat. Er führt den Druck ans Limit zum unvervielfältigbaren Unikat, indem er eine Plexiglasplatte bemalt und diese einmalig – als Monotypie – aufs Papier drückt.
„Ein Grau braucht zwei Minuten.“
Ausstellung: