Die Klarinette erklingt in herzhaftem Dialog
Es gibt Musiker und es gibt Virtuosen. In die zweite Gruppe reiht sich der gebürtige Halleiner Matthias Schorn ein. In dieser Woche gastiert der Klarinettist drei Mal solistisch mit wechselndem Programm im Großen Festspielhaus – ein Heimspiel für ihn, hat er doch ebendort im Sommer an vielen Abenden als Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker gewirkt.
Die drei Konzerte der Salzburger Kulturvereinigung bestreitet Matthias Schorn mit dem Mozarteumorchester unter deren ehemaligem Chefdirigenten Hans Graf. Auftakt war am Mittwoch. Im Gepäck hatte der Salzburger ein Stück eines Landsmannes: Mozarts letztes Konzert, das Klarinettenkonzert in ADur KV 622, geschaffen in dessen Todesjahr. Mit virtuoser Fingerfertigkeit verleiht Matthias Schorn dem ersten Satz spitzbübische Lebendigkeit. Den Wechsel zwischen hohen und tiefen Tönen formt er so zu einem herzhaften Dialog. In sanfte Sphären zieht der Solist dann sein Publikum beim Adagio. Ein anschmiegsamer Ton und schimmernde Schattierungen belegen die seismographische Wandlungsfähigkeit des Klarinettisten, der ein sonores Klangbild schafft. Traumwandelnd kostet er das Cantabile aus und lässt die Sanftmut ausatmend verklingen. Kontrastreich schelmisch wird das Finale gespielt, bei dem Matthias Schorn mit schlankem, schnörkellosen Ton brilliert. Beinahe ist man versucht, nach einem tänzelnden Papageno auf der Bühne Ausschau zu halten.
Das Mozarteumorchester mit Hans Graf entpuppt sich als wunderbarer Klangpartner. Als Zugabe wählte der Solist Franz Schuberts populäres Ständchen „Leise flehen meine Lieder“.
Anfang und Ende des Konzertabends waren zwei symphonische Tondichtungen von Richard Strauss. Den Beginn machte jene, die dem literarischen Schwerenöter aller Zeiten gewidmet ist, „Don Juan“. Kraftvoll, vital unter hervorragender Leitung Hans Grafs gelingen dem Orchester die heroischen Themen des Stücks, basierend auf dem Epos von Nikolaus Lenau. Vollblütig rauschen die leidenschaftlich Passagen des erotischen Drängens, bezirzend samt ausgezeichnetem Geigensolo das Schmachten des Frauenhelds.
Opulent und dennoch akzentuiert, mit klaren Farben, entfaltet sich Strauss’ neunteiliges Stück „Also sprach Zarathustra“frei nach Friedrich Nietzsche. Hans Graf bringt die Wucht des Orchesterapparats zur Geltung und erkämpft gekonnt die sparsam eingesetzten leisen Töne.