Zwei blitzgescheite Kommissarinnen im „Tatort“
Der Tatort liegt in Dresden, aber er könnte überall sein. Die sogenannten sozial schwachen Teile der Gesellschaft sind von einer Hoffnungslosigkeit auf Besserung geprägt. Aber es gibt auch bei ihnen eine Hierarchie, etwa den „Sozialunternehmer“Taubert, der durch die Armen sehr reich geworden ist. Dessen fataler, gar nicht freiwilliger Brückensturz wird Ermittler und Zuschauer am Sonntag 90 Minuten lang beschäftigen. „Der König der Gosse“ist ein raffinierter „Tatort“, in dem gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Allein das sorgt für eine Menge Spannung. Die privaten Befindlichkeiten des Ermittlertrios liefern zusätzliche unterhaltsame Komponenten. Ja, unsere Kommissare haben es in sich. Da ist einmal der schauspielerische Kugelblitz Martin Brambach als launischer Vorgesetzter sowie die einzige weibliche Doppelspitze der „Tatort“-Reihe, die Oberkommissarinnen Alwara Höfels und Karin Hanczewski: Zwei Frauen mit eigenwilligen Charakteren, blitzgescheit und jede für sich eine Offenbarung vor der Kamera. „Ich brauche keine Barschel-Nummer“, ätzt der Kommissar zu seinen Untergebenen. Und nach einem Disput: „Dass hätte es früher nicht gegeben, als lauter Männer im Büro waren.“Politisch korrekt ist dieser Krimi (wie immer in ORF 2 und ARD) also nicht, aber er hat trotzdem Klasse. Pikant das Ende, das verraten werden darf: Die drei parallelen privaten Storylines münden allesamt in Enttäuschungen.
Schon am Samstag lohnt sich ein Blick in den Vorabend des ZDF: „Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen“liefert zwar ein oberflächliches Duell zwischen Gut und Böse, ausgerechnet in Kirchenkreisen, ist aber trotz seiner Alltäglichkeit erquicklich. „Kriminalisierende“Geistliche vom Schlag Ottfried Fischers braucht es nicht mehr. Dieser Gottesmann bedient ein anderes Klischee: Er bechert gern – und es sei ihm gegönnt.
Zurück zum Sonntag, an dem die „Arne Dahl“-Reihe am zweiten ZDF-Hauptabend mit „Dunkelziffer“beschlossen wird. Ein Fall für Zuschauer, die Handlungen mit doppeltem Boden lieben. Ihn zeichnen Luken aus, die von der Regie geschlossen oder geöffnet werden, um dem Zuschauer etwa den Durchblick zu verstellen. Am Montag ist der letzte Film des im Juni verstorbenen Götz George zu sehen, das Drama „Böse Wetter – Das Geheimnis der Vergangenheit“. George spielt raubeinig, aber auch nachdenklich einen Minenbesitzer an der ehemaligen deutschdeutschen Grenze im Harz. Er will um jeden Preis verhindern, dass jemand in den Stollen eindringt, in dem 1978 zu DDR-Zeiten angeblich sein Vater ums Leben gekommen ist (ARD).