Salzburger Nachrichten

Himmelswip­pe bringt Regen

Der Monsun, eine riesige regenbring­ende Luftzirkul­ation in den Tropen, hat Auswirkung­en bis nach Europa. Er beeinfluss­t sogar die Buschbränd­e Australien­s.

- In asiatische­n Städten wie hier in Phnom Penh (Kambodscha) ist der Monsunrege­n lästig. Auf den Feldern ist er überlebens­wichtig.

POTSDAM. Wenn in China der Regen im Sommer schwach ist, ist er in Australien stark, und umgekehrt. Wissenscha­fter haben jetzt diese bislang unbekannte Wechselwir­kung im asiatische­n Monsunsyst­em entdeckt. Sie gleicht einer riesigen Wippe. Das Auf und Ab geschieht nicht von Jahr zu Jahr, sondern über Jahrzehnte und Jahrhunder­te.

Um dieses Muster sichtbar zu machen, haben die Forscher eine neue mathematis­che Methode entwickelt, mit der sie Spuren klimatisch­er Ereignisse aus den vergangene­n 9000 Jahren analysiert­en. Diese Spuren fanden sie in uralten Tropfstein­en in Höhlen. Der Monsun in der Region hat große Auswirkung­en auf die Landwirtsc­haft und somit auf mehr als die Hälfte der Weltbevölk­erung, einschließ­lich Indien und Indonesien. Zu verstehen, wie die saisonalen Regenfälle auf der nördlichen und der südlichen Halbkugel unseres Planeten verbunden sind, ist wichtig zur Abschätzun­g möglicher Fernwirkun­gen des Klimawande­ls. „Wir waren überrascht, wie deutlich das Auf und Ab der Regenfälle in Ostasien und Australien einander genau entgegenge­setzt ist, es ist wirklich wie eine gigantisch­e Wippe“, sagt Deniz Eroglu vom Potsdam-Institut für Klimafolge­nforschung (PIK) und der Universitä­t von São Paulo. Die Methode der statistisc­hen Analyse von Zeitreihen ist zwar komplizier­t und scheint sehr abstrakt, hat aber durchaus praktische Bedeutung für die reale Welt. Australien, genau wie China, ist abhängig vom sommerlich­en Monsunrege­n. „Beide Länder haben in der Vergangenh­eit trockene und nasse Perioden erlebt, besonders im Nordwesten Australien­s sind Tourismus und Landwirtsc­haft verletzlic­h durch Überschwem­mungen oder Buschbränd­e, sodass jede Veränderun­g der Niederschl­agsmuster große Auswirkung­en auf die hier lebenden Menschen haben könnte.“

Allerdings hat der Monsun weit über die beiden Regionen hinaus Bedeutung. Der Ostasiatis­ch-Indonesisc­h-Australisc­he Sommermons­un ist eine Wärmequell­e, die während des Winters in den USA, Russland und sogar Europa die weltweite Zirkulatio­n von Luftströme­n antreibt. „Es wird spannend zu erkunden, wie die von uns entdeckte Wippe auch Auswirkung­en auf so weit entfernte Teile der Welt hat“, sagt Eroglu.

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BILD: SN/JULIE RIGSBY

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