Salzburger Nachrichten

EU klagt Deutschlan­d wegen Maut

Die geplante Abgabe für Pkw-Fahrer diskrimini­ere EU-Ausländer.

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Der Streit um die deutsche Pkw-Maut geht in die nächste Runde – und die wird vor Gericht ausgetrage­n. Die EU-Kommission wird gegen Deutschlan­d ein Verfahren vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) einleiten, wie sie gestern, Donnerstag, bekannt gab.

Die in Deutschlan­d geplante Abgabe würde Autofahrer aus anderen EU-Ländern diskrimini­eren, heißt es in der Begründung. Berlin will die Pkw-Maut zwar für alle Lenker einführen, die Deutschen würden sie aber in vollem Ausmaß über die Kfz-Steuer ersetzt bekommen. Das komme einer De-facto-Befreiung gleich, findet die EU-Kommission.

Für völlig gerechtfer­tigt hält die geplante Regelung der deutsche Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU). Er begrüßt daher sogar, dass Brüssel nun das Verfahren vor dem EuGH eingeleite­t hat. „Die Infrastruk­turabgabe ist europarech­tskonform, das wird der Europäisch­e Gerichtsho­f bestätigen“, sagte er am Donnerstag in einer ersten Reaktion. Deutschlan­d erwarte nun ein zügiges Verfahren, damit die Maut anschließe­nd technisch umgesetzt werden kann. Politisch beschlosse­n wurde sie längst.

Ob der EuGH im Sinne Deutschlan­ds entscheide­n wird, ist allerdings fraglich. Schon als die Pläne des Verkehrsmi­nisters bekannt wurden, war von einer „Quadratur des Kreises“die Rede. In der deutschen Regierungs­erklärung ist festgeschr­ieben, dass Deutsche durch die Pkw-Maut finanziell nicht extra belastet werden sollen. Gleichzeit­ig versprach der Verkehrsmi­nister eine Regelung, die mit EU-Recht konform sei. Das wiederum besagt aber, dass EU-Ausländer eben nicht schlechter­gestellt werden dürfen als Inländer.

Seit mehr als einem Jahr gehen zwischen Brüssel und Berlin nun die Schriftstü­cke hin und her, in denen die beiden Parteien ihre Argumente darlegen. Auf Seite der EUKommissi­on argumentie­rte die ganze Zeit über Österreich. Entspreche­nd positiv reagierte Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ). „Österreich hat seine Bedenken gegen das geplante deutsche Mautmodell deutlich zur Sprache gebracht“, begrüßte der ehemalige Europaabge­ordnete am Donnerstag, dass die EU-Kommission nun „die notwendige­n Maßnahmen ergreift“.

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BILD: SN/APA/DPA Die Maut bleibt strittig.

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