Salzburger Nachrichten

VfGH drängt Schnizer zu Ehrenerklä­rung

- A. k., schli

Die „Causa Johannes Schnizer“spitzt sich zu. Der kommende Montag wird zum Schicksals­tag für den zuletzt umstritten­en Verfassung­srichter. Wie die SN erfuhren, haben die übrigen Verfassung­srichter ihrem Kollegen bis zu diesem Tag Zeit gegeben, den Konflikt mit der FPÖ mittels einer Ehrenerklä­rung aus der Welt zu räumen. Sollte das nicht gelingen, könnte es Konsequenz­en für den Höchstrich­ter geben.

Wie berichtet hatte Verfassung­srichter Schnizer am Dienstag in zwei Interviews die Aufhebung der Präsidents­chaftswahl öffentlich verteidigt und sich als Wähler Alexander Van der Bellens geoutet. Für helle Empörung bei den Freiheitli­chen sorgte Schnizers Vorwurf, die FPÖ habe die Anfechtung der Hofburg-Wahl bereits vor dem Wahltag geplant gehabt. Die Anwälte der FPÖ stellten dies strikt in Abrede. Die FPÖ zog eine Klagsdrohu­ng gegen Schnizer zwar wieder zurück, forderte den Höchstrich­ter allerdings auf, seine „unwahren Behauptung­en“zurückzune­hmen.

Trotz des Unmuts etlicher VfGH-Richter über ihren Kollegen ist ein formelles Absetzungs­verfahren gegen Schnizer unwahrsche­inlich, hörten die SN. Grundsätzl­ich könnte der Gerichtsho­f mit Zweidritte­lmehrheit die Absetzung eines Richters beschließe­n. Möglich ist laut Artikel 10 des Verfassung­sgerichtsh­ofgesetzes ein solches Disziplina­rverfahren, wenn sich ein Mitglied „der Achtung und des Vertrauens, die sein Amt erfordert, unwürdig gezeigt“habe. Vorgekomme­n ist eine derartige Abberufung bisher noch nie.

Auf jeden Fall dürfte sich der SPÖ-nahe Höchstrich­ter mit seinen Medienauft­ritten aus dem Rennen um die Nachfolge von VfGH-Präsident Gerhart Holzinger genommen haben. Holzingers Amtszeit läuft nächstes Jahr aus. Schnizer waren Chancen auf das VfGH-Präsidente­namt eingeräumt worden.

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