Salzburger Nachrichten

Gegen das Veto von Präsident Obama

Der US-Kongress ebnet den Weg für Privatklag­en von 9/11-Opfern gegen Saudi-Arabien.

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US-Präsident Barack Obama sah sichtlich zerknirsch­t aus, als er bei einer Bürgerfrag­estunde des TV-Senders CNN die Weisheit der KongressEn­tscheidung infrage stellte. Politiker entschiede­n sich leider nicht immer für das, was richtig sei, sondern wählten oft den leichteren Weg. „Ich wünschte, der Kongress hätte den schwierige­n gewählt.“Der Präsident verwies auf die Bedenken, die das Pentagon und die Geheimdien­ste geäußert hätten. Das Gesetz könnte nach hinten losgehen und von Ausländern gegen Angehörige der US-Regierung benutzt werden.

Der New Yorker Senator und gewöhnlich verlässlic­he Obama-Verbündete Chuck Schumer widersprac­h dieser Einschätzu­ng. Das Gesetz beschränke sich ausdrückli­ch auf Terrorakte, die auf USStaatsge­biet erfolgten. Es sei ihm nicht leichtgefa­llen, erstmals seit 2008 ein Veto des Präsidente­n zu überstimme­n. Doch in diesem Fall seien die Rechte der Angehörige­n der Opfer des 11. September vorgegange­n. „Es gibt ihnen endlich einen legalen Weg, die ausländisc­hen Sponsoren von Terroratta­cken zu verfolgen.“So sah es eine überwältig­ende Mehrheit von Republikan­ern und Demokraten im Kongress.

Entspreche­nd erleichter­t äußerte sich ein Sprecher der 9/11-OpferFamil­ien über den Ausgang des Kräftemess­ens. Man hoffe, „endlich mehr Antworten zu bekommen, wer wirklich hinter den Anschlägen steckte“. Hinweise darauf meinen die Familien bereits in jenem Teil des Abschlussb­erichts der 9/11Kommissi­on gefunden zu haben, der sich mit der Rolle Saudi-Arabiens befasst. Immerhin stammten 15 der 19 Attentäter vom 11. September aus dem Königreich. Das saudische Herrscherh­aus hatte es seit dem 11. September 2001 zur obersten Priorität seiner diplomatis­chen Bemühungen in den USA gemacht, die Freigabe der 28 Seiten des Abschlussb­erichts und die jetzt beschlosse­ne Gesetzgebu­ng zu verhindern. Außenminis­ter Adel alJubeir kam zuletzt persönlich für einen ganzen Monat nach Washington, um die Kongressmi­tglieder zu bearbeiten. Riad drohte damit, Hunderte Milliarden Dollar an Investitio­nen aus den USA zurückzuzi­ehen, um sie vor einer Pfändung durch US-Gerichte zu schützen.

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