Salzburgs jugendlicher Leichtsinn
Die Niederlage auf Schalke hat schonungslos gezeigt: So ist Red Bull Salzburg international nicht konkurrenzfähig.
SALZBURG. Ist es Kalkül oder tatsächlich ernst gemeint? Salzburgs Trainer Óscar García meinte nach der zweiten Niederlage in der Europa-League-Gruppenphase, er sei mit dem Auftritt seiner Mannschaft in Gelsenkirchen im Großen und Ganzen zufrieden. Es sei eben nicht einfach, mit 17-, 18- und 19Jährigen hierherzukommen in die Arena AufSchalke.
Es war Óscar Garcías üblicher Verweis auf die Jugend. Bei Niederlagen legt der Trainer besonders großen Wert darauf, die offensichtliche Unerfahrenheit einiger Spieler zum Thema zu machen. Pikantes Detail: Gegen Schalke war Salzburgs Startelf mit 24,1 Jahren im Durchschnitt sogar etwas älter als jene des deutschen Malocher-Clubs (23,9). Und dennoch wirkte Red Bull Salzburg verunsichert und zu unreif, um Schalke ernsthaft gefährden zu können. Genau diesen Eindruck hatten die Bullen schon bei der 0:1-Heimniederlage zum Auftakt der Gruppenphase gegen Krasnodar vermittelt.
Derzeit ist die Truppe von Óscar García international nicht wirklich konkurrenzfähig und es stellt sich die Frage, ob Salzburgs breit ange- legte Jugend-Offensive nicht zu leichtsinnig ist. Vor allem strategisch wichtige Positionen wie das defensive Mittelfeld mit zwei ohne Zweifel hochtalentierten, aber eben recht jungen Spielern (Konrad Laimer/19 Jahre, Dayot Upamecano/17) zu besetzen, birgt ein Risiko. Dasselbe gilt für die beiden Flügelspieler (Valentino Lazaro/20, Wanderson/21), die auf Schalke völlig abgemeldet waren.
Routine ist freilich kein Allheilmittel, allerdings könnten Spielertypen wie die ehemaligen BullenProfis René Aufhauser, Niko Kovač oder Marc Janko ein Match in schwierigen Phasen an sich reißen und eine gewisse Ordnung ins Spiel bringen. Und vermutlich würden sich punktuell eingesetzte Talente neben einem arrivierten Spieler auch besser entfalten.
Das Groteske im Fall von Red Bull Salzburg ist, dass es ja durchaus erfahrene Profis im Kader gibt – die kommen aber kaum zu Einsätzen. Manche wurden im Sommer um teures Geld eingekauft. Wie der 24jährige Munas Dabbur. Der Millionen-Neuzugang von den Grasshoppers Zürich spielte im Angriff bisher kaum eine Rolle, gegen Schalke schaffte er es wegen einer leichten Muskelverletzung nicht in den Kader. Der 26-jährige Marc Rzatkowski sollte die Lücke nach dem Abgang von Naby Keïta füllen, doch der defensive Mittelfeldspieler hatte bisher kaum Gelegenheit, sein Können zu zeigen. Gegen Schalke wurde er in der 89. Minute eingewechselt, als längst alles entschie- den war. Der 24-jährige Fredrik Gulbrandsen, ein norwegischer Teamstürmer mit der Kraft eines Elchs, wurde gar nicht erst mitgenommen. Und Stefan Stangl, ebenfalls 24, schaffte zwar den Sprung in den Kader des Nationalteams, die Partie in Gelsenkirchen sah der Abwehrspieler aber nur im TV.
Bei Óscar García dürfte die Flamme der Begeisterung über die Europa League längst erloschen sein. „In einer Gruppe, die auch die Champions League sein könnte, ist es für uns schwierig zu gewinnen.“Dabei wollten die Salzburger ursprünglich genau dorthin – in die Königsklasse des Fußballs.
Die Realität aber heißt Bundesliga. „Es ist klar, dass wir uns auf die Meisterschaft konzentrieren“, sagte der Cheftrainer im Hinblick auf das Heimspiel am Sonntag gegen Tabellenführer Sturm Graz.