Erbitterter Streit um Ludlalm
Der geplante Abwasserkanal zum Prebersee ist im Lungau das Stammtischthema Nummer eins. Jetzt soll er auch ein Fall für den Staatsanwalt werden.
TAMSWEG. Die Pläne des Tamsweger Unternehmers Reinhard Wieland für den größeren Neubau der Ludlalm am Prebersee und das Kanalprojekt der Gemeinde wurden am Freitagnachmittag im Tamsweger Rathaus der Bevölkerung präsentiert. Am Montag beschäftigt sich die Gemeindevertretung mit dem 785.000-Euro-Kanal-Vorhaben.
Kritiker befürchten – entgegen den Beteuerungen der Gemeindepolitiker – einen Massentourismus im sensiblen Prebergebiet, weil mit der neuen Infrastruktur (Kanal und Strom) die Begehrlichkeiten für weitere Bauten wachsen könnten. Die meis- ten einheimischen Gegner des Projekts halten sich öffentlich zurück. Einer der schärfsten Kritiker ist ein Auswärtiger, aber Betroffener. Der aus München stammende und in Murau lebende Unternehmer Bernhard Ecker besitzt seit 15 Jahren ein anderes Objekt am See, das ehemalige Hotel Funke. Er hat erst heuer im Sommer nach langen Bemühungen die Bewilligung für den Umbau und die Sanierung erhalten und wehrt sich gegen eine seiner Meinung nach wirtschaftlich nicht angemessene Kanalanschlusspflicht. Er habe eine seit 2009 wasserrechtlich genehmigte Pflanzenkläranlage und übrigens auch ein saniertes Wasserkraftwerk sowie Quellwasser.
Ecker sagt zum Fall Ludlalm, es könne nicht angehen „jedes touristische Objekt mit Hilfe der Politik zu kanalisieren“. Es gäbe im Land viele Almhütten, die in das gleiche Muster fallen. Mit dem Kanalprojekt auf Kosten der Allgemeinheit wolle die Gemeinde „einen jahrelang betriebenen Amtsmissbrauch kaschieren“, schreibt der Murauer an die Staatsanwaltschaft Salzburg.
Für das Gasthaus Ludlalm habe die Bezirkshauptmannschaft 2001 eine Einzelbewilligung für eine Erweiterung erteilt – unter der Bedingung, dass die Abwasserfrage geklärt werden müsse. Das sei sie bis heute nicht. Ecker: „Der Zubau der Ludlalm wurde als Schwarzbau hergestellt, eine Baugenehmigung hierfür nie erteilt.“Dennoch habe die Gemeinde selbst den Zubau für Veranstaltungen genutzt. Das sei „ein klarer Fall von Amtsmissbrauch“, ist der Kritiker überzeugt. Die jeweiligen Bürgermeister oder Amtsleiter hätten entsprechend reagieren müssen, zum Beispiel mit einem Abbruchauftrag.
Bgm. Georg Gappmayer (ÖVP), der erst seit 2012 Ortschef ist, sagte am Freitag auf SN-Anfrage: „Das entzieht sich meiner Kenntnis.“Die Gemeinde werde Eckers Angaben prüfen. In seiner Amtszeit sei er von der BH aufgefordert worden, eine dem Stand der Technik entsprechende Abwasserentsorgung herzustellen. Nun gebe es ein Projekt, das kurz vor der Verwirklichung stehe.
Es störe ihn, sagt der Bürgermeister, dass Ecker persönliche Interessen verfolge und Kraut und Rüben vermische, um „mit juristischen Spitzfindigkeiten“das Projekt zu verhindern. In Tamsweg gibt es auch Befürchtungen, dass im alten Hotel Funke vielleicht Zweitwohnsitze entstehen könnten.
Der Gemeinde gehe es nur um die weitere touristische Nutzung der zwei bestehenden Standorte, keinesfalls um neues Bauland.