Freud und Leid, wenn Gäste zu Kritikern werden
Das Fuschler Hotel Seerose wurde vom weltweit größten Reiseveranstalter als einziges Hotel in Österreich mit speziellem Award ausgezeichnet.
FUSCHL AM SEE. Wenn der weltweit größte Reiseveranstalter TUI ein Hotel in Salzburg auszeichnet, dürfen die Betreiber und ihre Mitarbeiter zu Recht stolz sein. „Wir sind in der Kategorie ,Individualtourismus‘, also für Gäste, die selbst anreisen, unter den weltweit 10.000 Vertragshotels zum besten Hotel zwischen Mittelitalien und Skandinavien gekürt worden. Diese Woche haben wir bei einem kleinen Fest die Auszeichnung von TUI im Schloss Fuschl überreicht bekommen“, erzählen Gabi und Franz Schocher, die seit Jahren ihr Hotel Seerose erfolgreich führen. Eine solche Auszeichnung habe noch kein Hotel in Österreich erhalten.
Doch wie wertvoll oder wichtig sind solche Auszeichnungen? „Der Reiseveranstalter befragt seine vielen Kunden mittels Fragebogen. Da hat ein Hotelier keinen direkten Einfluss, und das Mitteilungsbedürfnis der Gäste ist im Laufe der Jahre gestiegen, viele wollen ihre Bewertungen abgeben“, sagt Franz Schocher, der in Fuschl am See auch dem örtlichen Tourismusverband vorsteht.
Problematischer seien hingegen Bewertungen im Internet über Plattformen wie Booking.com, TripAdvisor oder HolidayCheck. Hier könne jeder touristische Betriebe anschwärzen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Gleiches gelte auch für überaus positive Bewertungen, die man steuern könne. „Es gibt Fälle, bei denen eigene Firmen beauftragt werden, viele positive Beurteilungen auf diesen Plattformen im Internet zu verbreiten, weiß Franz Mayrhofer, Obmann des Tourismusverbands St. Gilgen. Er selbst sei schon mehrmals aufgrund offensichtlich getürkter Bewertungen auf Betriebe, die nicht halten konnten, was sie versprachen, hereingefallen. „Ich glaube, ein Michelin-Führer ist von allen ein unparteiischer Gastroführer“, sagte Mayrhofer.
Die ausgezeichnete Hoteliersfamilie Schocher sieht es etwas differenzierter: „Bewertungen im
„Bewertungen im Internet sind mit Vorsicht zu genießen.“
Internet, auch anonyme, können Fluch oder Segen sein. Ich glaube, das Positive überwiegt. Man sollte einfach ein gewisses Mittelmaß heranziehen, denn die Befindlichkeiten und Erwartungshaltungen von Gästen können ordentlich auseinanderklaffen“, erklärte Franz Schocher. Wenngleich er auch zugeben muss: „Als Hotelier fühlt man sich manchmal erpressbar. Da kann es vorkommen, dass ein Gast einem ins Gesicht sagt, er wolle eine preisliche Ermäßigung, weil er das Hotel im Internet bewerten werde. Und es gibt auch skurrile Kritik, wenn sich ein Gast darüber mokiert, dass im Hotelzimmer Bad und WC getrennt sind.