Ein Vorbild namens Amadeus
Sein Cello ist noch ein bisschen größer als er. Aber das Zeug zum Überragen hat er selbst: Ein Achtjähriger sammelt erste Kompositionspreise.
SALZBURG. Die Siegerurkunde kommt demnächst mit der Post aus Leipzig. Sie selbst abzuholen wäre dann doch eine zu große Strapaz gewesen. Obwohl: Wie seine Musik auf dem Konzertpodium klingt, würde Leonard Burkali natürlich gern hören. Deshalb wird der Salzburger Bub auch einen Mitschnitt des Konzerts zugeschickt bekommen, bei dem am vergangenen Wochenende in Leipzig ein Stück aus seiner Feder aufgeführt worden ist. Leonard Burkali war einer der Preisträger des Kompositionswettbewerbs, den das Leipziger Klassikfestival für Kinder und Jugendliche ausschreibt. Unter den Teilnehmern war er mit Abstand der Jüngste. Zum Abgabetermin war er erst sieben. Vor einigen Wochen hat er seinen achten Geburtstag gefeiert. „Ich habe Tormannhandschuhe bekommen!“, erzählt Leo begeistert. Der Großteil seiner Begeisterung freilich fließt seit seinem fünften Lebensjahr in die Musik.
„Im Kindergarten hat er begonnen“, erzählt seine Mutter, die Salzburger Geigerin Sabine Weiskirchner-Burkali. Den Vorschlag, das gleiche Instrument zu lernen wie die Mama, habe er allerdings schon früh dankend abgelehnt. „Er wollte lieber etwas ganz Großes, Tiefes.“Also nahm er sich das Cello vor, ein Jahr später kam dann auch das Fagott dazu. Die Geige hat sich inzwischen Leos jüngere Schwester ausgesucht.
Zu den Stimmwirbeln seines Cellos kann der Zweitklassler zwar vorerst noch ein Stück emporschauen. Aber dass er bereits das Talent zum Überragen besitzt, wurde ihm nicht nur in Leipzig bescheinigt. Bei einem Jugend-Kompositionswettbewerb an der Musikhochschule in München ist heuer ebenfalls ein Stück des Musikum-Schülers prämiert worden. Auch dort war er mit Abstand der jüngste Teilnehmer. In der Jury saß auch die deutsche Komponistin Isabel Mundry.
Zum Auszeichnungspaket in München gehörte die Teilnahme an einem Kompositionsworkshop. Die Arbeit mit erfahrenen Profis hat dem jungen Salzburger Komponisten gut gefallen: „Ich habe dem Professor gleich gesagt, dass ich nächstes Jahr wieder komme.“
Seinem Fagottstück, mit dem er in München die Jury überzeugte, gab er den Namen „Super-City Band“, weil es so einen poppigen Rhythmus habe, berichtet der junge Preisesammler. Als Vorbild allerdings kann für einen achtjährigen Komponisten aus Salzburg freilich trotzdem nur ein Klassiker infrage kommen: „Amadeus!“, sagt Leo Burkali, ohne lange zu zögern. „Er
„Ich habe gesungen, und wir nahmen es mit dem iPhone gleich auf.“
mag die Zeichentrickserie ,Little Amadeus‘ sehr gern“, präzisiert Sabine Weiskirchner-Burkali.
Das Aufzeichnen von musikalischen Ideen funktioniert freilich heute anders als vor 250 Jahren. Für den Leipziger Wettbewerb war ein Stück für Gesang und Klarinette auf eine Textvorlage gefragt. Zwischen Goethe, Schiller, Gellert oder Lessing konnten die Kinder wählen. Leo suchte sich das Gedicht „Der Mond“von Christian Felix Weisse aus. „Wir hatten das Gedicht mit, als wir in den Urlaub fuhren“, erzählt Sabine Weiskirchner-Burkali. Die Melodie habe sich Leo ausgedacht, indem er im Auto saß und sang. „Der Papa hat’s gleich mit dem iPhone aufgenommen.“ Wieder zu Hause hätten es der Sohn und der Vater gleich herausgeschrieben. Klarinettist und Musikum-Pädagoge Theodor Burkali ist, wie es in einer Aussendung des Musikum heißt, auch Leos Kompositionslehrer.
In die Schule geht Leo gern. Die Musik kommt trotzdem zuerst: „Ich übe meistens gleich nach dem Aufstehen“, erzählt er. Ob der Weg für die Komponistenlaufbahn schon vorgezeichnet ist? Voreilig festlegen will er sich trotz der ersten Lorbeeren noch nicht. Es könnten ja auch noch andere berufliche Herausforderungen warten. „Arzt würde ich auch gern werden“, erzählt Leo. Warum? „Einen Arztkoffer hätte ich ja schon daheim.“