Seepächter als Feindbild
Mit Interesse lese ich die fast ausschließlich negativen Leserbriefe zu den Pacht-Grundstücken am Wallersee. Wie ich aus Gesprächen mit „alteingesessenen“Pächtern erfahren konnte, gab es in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Kampagne der Landesregierung, die für das Land und die Bauern unattraktiven, da sumpfig, und nicht für landwirtschaftliche Zwecke nutzbaren Uferstreifen des Wallersees an erholungsuchende Städter zu verpachten. Damals galten die Pachtverträge noch für 99 Jahre und so investierten einige in kleine Häuschen oder nutzten die Uferstreifen als Badeplätze. Auch der Dichter Carl Zuckmayer hatte eine Badehütte am Wallersee, bis er 1938 gezwungen war, ins Exil zu gehen.
Lange wegen seiner nicht einwandfreien Wasserqualität verschrien, hielt sich die Anziehungskraft des Wallersees für die Tagestouristen in Grenzen. Dies änderte sich mit der Inbetriebnahme der Ringleitung und Kläranlage in den 90er-Jahren und seitdem suchen immer mehr Menschen Erholung am See. Plötzlich werden nun die Pächter von unserer leider zunehmenden Neidgesellschaft als Feindbild gesehen. Es sollte nicht übersehen werden, dass es zum Großteil die Pächter sind, welche die Ufer sauber und gepflegt halten, und so das Idyll gewahrt bleibt.
Pachterhöhungen sind in Ordnung, doch nicht um einen so hohen Prozentsatz von heute auf morgen. Warum wurde nicht schon früher stufenweise angepasst? Würde ein privater Vermieter oder Verpächter plötzlich 1000% und mehr Miete oder Pacht verlangen – welch ein Aufschrei würde da durch die Medien gehen. Das Argument des Landes, dass es mit dieser Maßnahme den „kleinen Leuten“die Gelegenheit einer Pacht geben wolle, kann man nicht gelten lassen. Allein in meinem unmittelbaren Freundeskreis können sich drei Familien die Erhöhung des Pachtzinses nicht mehr leisten.
Ja, es ist ein Privileg – für das allerdings selbstverständlich auch all die Jahre der von der Landesregierung geforderte Pachtpreis und die Abgaben an die Gemeinden bezahlt wurden. Die Pächter nun als privilegierte Schmarotzer darzustellen ist inakzeptabel und das Stillschweigen der Interessenvertretung verwundert. Barbara Blümel Häuser müssen so stehen, dass sie nicht zur Gänze vom See aus gesehen werden. Weiters ist bei Hanglage der Besitzer des unteren Grundstückes verpflichtet, seine Bäume so zu schneiden, dass der Ausblick für den oberen Besitzer stets gewährleistet ist.
Wäre das nicht auch eine Lösung für die Seen des Alpenvorlandes? Günther Schlögl