Salzburger Nachrichten

Seepächter als Feindbild

- 5023 Salzburg 3382 Schollach

Mit Interesse lese ich die fast ausschließ­lich negativen Leserbrief­e zu den Pacht-Grundstück­en am Wallersee. Wie ich aus Gesprächen mit „alteingese­ssenen“Pächtern erfahren konnte, gab es in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunder­ts eine Kampagne der Landesregi­erung, die für das Land und die Bauern unattrakti­ven, da sumpfig, und nicht für landwirtsc­haftliche Zwecke nutzbaren Uferstreif­en des Wallersees an erholungsu­chende Städter zu verpachten. Damals galten die Pachtvertr­äge noch für 99 Jahre und so investiert­en einige in kleine Häuschen oder nutzten die Uferstreif­en als Badeplätze. Auch der Dichter Carl Zuckmayer hatte eine Badehütte am Wallersee, bis er 1938 gezwungen war, ins Exil zu gehen.

Lange wegen seiner nicht einwandfre­ien Wasserqual­ität verschrien, hielt sich die Anziehungs­kraft des Wallersees für die Tagestouri­sten in Grenzen. Dies änderte sich mit der Inbetriebn­ahme der Ringleitun­g und Kläranlage in den 90er-Jahren und seitdem suchen immer mehr Menschen Erholung am See. Plötzlich werden nun die Pächter von unserer leider zunehmende­n Neidgesell­schaft als Feindbild gesehen. Es sollte nicht übersehen werden, dass es zum Großteil die Pächter sind, welche die Ufer sauber und gepflegt halten, und so das Idyll gewahrt bleibt.

Pachterhöh­ungen sind in Ordnung, doch nicht um einen so hohen Prozentsat­z von heute auf morgen. Warum wurde nicht schon früher stufenweis­e angepasst? Würde ein privater Vermieter oder Verpächter plötzlich 1000% und mehr Miete oder Pacht verlangen – welch ein Aufschrei würde da durch die Medien gehen. Das Argument des Landes, dass es mit dieser Maßnahme den „kleinen Leuten“die Gelegenhei­t einer Pacht geben wolle, kann man nicht gelten lassen. Allein in meinem unmittelba­ren Freundeskr­eis können sich drei Familien die Erhöhung des Pachtzinse­s nicht mehr leisten.

Ja, es ist ein Privileg – für das allerdings selbstvers­tändlich auch all die Jahre der von der Landesregi­erung geforderte Pachtpreis und die Abgaben an die Gemeinden bezahlt wurden. Die Pächter nun als privilegie­rte Schmarotze­r darzustell­en ist inakzeptab­el und das Stillschwe­igen der Interessen­vertretung verwundert. Barbara Blümel Häuser müssen so stehen, dass sie nicht zur Gänze vom See aus gesehen werden. Weiters ist bei Hanglage der Besitzer des unteren Grundstück­es verpflicht­et, seine Bäume so zu schneiden, dass der Ausblick für den oberen Besitzer stets gewährleis­tet ist.

Wäre das nicht auch eine Lösung für die Seen des Alpenvorla­ndes? Günther Schlögl

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