Salzburger Nachrichten

Das ganze Leben verstehen

„Goldene Gene“: Eine Doku sieht nach, welche Schätze Biobanken horten.

- Goldene Gene. Dokumentar­film, Österreich 2016. Regie: Ursula Hansbauer, Wolfgang Konrad, Clemens Stachel. Start: 7. 10.

WIEN. Irgendwo in einem eisigen Fels in Spitzberge­n liegt ein Schatz unter der Erde: Hier befindet sich die größte Saatgutban­k der Erde, hier werden Samen von Kulturpfla­nzen aus aller Welt aufbewahrt, damit ihr Erbgut erforscht werden kann, damit sie als Basis zur Zucht zur Verfügung stehen, aber auch, um eine Momentaufn­ahme der Evolution zu diesem Zeitpunkt zu haben. Hier soll das Saatgut für zukünftige Generation­en vor Naturkatas­trophen geschützt sein, aber auch vor Kriegen. Erst 2008 wurde diese Einrichtun­g eröffnet, wie auch die Wissenscha­ft noch jung ist, die dahinterst­eckt. Und hier beginnt „Goldene Gene“, ein österreich­ischer Dokumentar­film, der nur oberflächl­ich von Biobanken handelt, von der Idee, die DNS aller Lebewesen zu speichern und zu entschlüss­eln, von den unüberscha­ubaren Datenmenge­n, die durch die Erbgutsequ­enzierung unterschie­dlichster Individuen dabei entstehen, und darüber, was das Schlagwort „Biodiversi­tät“bedeutet. Dem Regietrio Ursula Hansbauer, Wolfgang Konrad und Clemens Stachel ist ein eleganter, trotz der Komplexitä­t des Themas schlanker und ungemein anregender Film gelungen, der auf die Wissenscha­ft neugierig macht, Zusammenhä­nge verständli­ch erläutert und Überlegung­en aufwirft, die weit über das, was auf der Leinwand zu sehen ist, hinausgehe­n. Es sind molekularb­iologische ebenso wie philosophi­sche, wirtschaft­liche und auch politische Fragen nach dem Individuum, nach Verantwort­ung und Nützlichke­it, nach Ethik und Überwältig­ung, und sie gehen an die Wurzel dessen, was wir als Leben bezeichnen. Zugleich gelingt dem Film eine bemerkensw­erte Leichtigke­it: Ob im Svalbard Global Seed Vault auf Spitzberge­n, im Fraunhofer-Institut oder im Vavilov-Institut für Pflanzenfo­rschung in St. Petersburg, die Begeisteru­ng und Ernsthafti­gkeit der Männer und Frauen, die interviewt wurden, ist ansteckend, ihre Offenheit lässt Rückschlüs­se auf die Sorgfalt der Filmemache­r zu. Film:

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BILD: SN/SN/LUCFILM „Goldene Gene“.

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