Das ganze Leben verstehen
„Goldene Gene“: Eine Doku sieht nach, welche Schätze Biobanken horten.
WIEN. Irgendwo in einem eisigen Fels in Spitzbergen liegt ein Schatz unter der Erde: Hier befindet sich die größte Saatgutbank der Erde, hier werden Samen von Kulturpflanzen aus aller Welt aufbewahrt, damit ihr Erbgut erforscht werden kann, damit sie als Basis zur Zucht zur Verfügung stehen, aber auch, um eine Momentaufnahme der Evolution zu diesem Zeitpunkt zu haben. Hier soll das Saatgut für zukünftige Generationen vor Naturkatastrophen geschützt sein, aber auch vor Kriegen. Erst 2008 wurde diese Einrichtung eröffnet, wie auch die Wissenschaft noch jung ist, die dahintersteckt. Und hier beginnt „Goldene Gene“, ein österreichischer Dokumentarfilm, der nur oberflächlich von Biobanken handelt, von der Idee, die DNS aller Lebewesen zu speichern und zu entschlüsseln, von den unüberschaubaren Datenmengen, die durch die Erbgutsequenzierung unterschiedlichster Individuen dabei entstehen, und darüber, was das Schlagwort „Biodiversität“bedeutet. Dem Regietrio Ursula Hansbauer, Wolfgang Konrad und Clemens Stachel ist ein eleganter, trotz der Komplexität des Themas schlanker und ungemein anregender Film gelungen, der auf die Wissenschaft neugierig macht, Zusammenhänge verständlich erläutert und Überlegungen aufwirft, die weit über das, was auf der Leinwand zu sehen ist, hinausgehen. Es sind molekularbiologische ebenso wie philosophische, wirtschaftliche und auch politische Fragen nach dem Individuum, nach Verantwortung und Nützlichkeit, nach Ethik und Überwältigung, und sie gehen an die Wurzel dessen, was wir als Leben bezeichnen. Zugleich gelingt dem Film eine bemerkenswerte Leichtigkeit: Ob im Svalbard Global Seed Vault auf Spitzbergen, im Fraunhofer-Institut oder im Vavilov-Institut für Pflanzenforschung in St. Petersburg, die Begeisterung und Ernsthaftigkeit der Männer und Frauen, die interviewt wurden, ist ansteckend, ihre Offenheit lässt Rückschlüsse auf die Sorgfalt der Filmemacher zu. Film: