Salzburger Nachrichten

Prozess um tödliches Böllerungl­ück

Zwei Männer starben in illegaler Werkstatt: „Dilettanti­sche Herstellun­g.“

- SN-m.b., APA

Das Unglück hatte im Herbst 2014 österreich­weit Aufsehen erregt: Als am 17. November rund 25 Kilogramm Böller in einem Wirtschaft­sgebäude in der steirische­n Gemeinde Kapfenstei­n explodiert waren, kamen zwei Personen – ein 29-jähriger Steirer und sein Vater – ums Leben.

Seit Mittwoch hat die Tragödie in Graz ein gerichtlic­hes Nachspiel. Fünf von neun Beschuldig­ten müssen sich bis Freitag wegen vorsätzlic­her Gemeingefä­hrdung verantwort­en. Vier weiteren wird Falschauss­age vorgeworfe­n. Am ersten Prozesstag rund um die illegale Böllerprod­uktion, wurde ein noch größeres Ausmaß der Umstände öffentlich. Belastende Fotos und Videos wurden gezeigt, darauf war etwa ein Kleinkind direkt am Produktion­stisch zu sehen. Es sieht aus, als ob das Mädchen beim „Zustoppeln“der Böller helfen würde.

Staatsanwa­lt Alexander Birringer fasste die Anklage so zusammen: „Im Zuge einer illegalen Herstellun­g von Böllern kam es zu einer Explosion, bei der zwei Menschen starben.“Ein 33-Jähriger soll für die Produktion verantwort­lich gewesen sein. Seit 2012 soll er selbst Böller hergestell­t haben. Das geschah zuerst im eigenen Keller und im Haus seiner Eltern, später mit Unterstütz­ung zweier Brüder sowie ab 2014 auf deren Anwesen in Kapfenstei­n. Beteiligt waren auch ein Pyrotechni­khändler aus der Südsteierm­ark sowie sein Vater. Sie hatten die Böller bestellt, transporti­ert, zwischenge­lagert und verkauft. Laut Birringer war die Herstellun­g der Böller dilettanti­sch, improvisie­rt und barg immenses Gefährdung­spotenzial.

Nur durch „glückliche Umstände“seien nicht weitere 175 Kilogramm explodiert. Der Prozess, zu dem 33 Zeugen geladen sind, wird heute, Donnerstag, fortgesetz­t.

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