Salzburger Nachrichten

Hurrikan „Matthew“richtete in Haiti schwere Schäden an

Ausgerechn­et das vom Erdbeben 2010 immer noch schwer gezeichnet­e Land traf es am härtesten. Nun befürchten Hilfsorgan­isationen die Ausbreitun­g von Seuchen.

- SN, dpa

Und wieder traf es Haiti am stärksten: Hurrikan „Matthew“, der seit einigen Tagen quer durch die Karibik pflügt und auf vielen Inseln verheerend­e Schäden angerichte­t hat, verschonte auch das vom Megaerdbeb­en 2010 immer noch schwer gezeichnet­e Land nicht. Ganz im Gegenteil.

Zahlreiche Straßen standen unter Wasser, Bäume und Strommaste­n knickten um. Die wichtigste Brücke zwischen Haitis Hauptstadt Port-au-Prince und den Department­s im Süden stürzte ein. Häuser und Felder wurden beschädigt. Tausende suchten Schutz vor Wind und Regen. Zelte und Wellblechh­ütten, in denen zahllose Menschen seit dem Erdbeben gelebt hatten, wurden einfach weggefegt, berichtete­n Augenzeuge­n von Hilfsorgan­isationen. Offizielle­n Angaben zufolge kamen drei Menschen ums Leben, die tatsächlic­he Zahl an Todesopfer­n dürfte aber weit höher liegen. Da in vielen Regionen der Wald stark gerodet wurde, ist die Gefahr von Überschwem­mungen und Erdrutsche­n groß. Der Wirbelstur­m brachte Niederschl­agsmengen von bis zu 600 Millimeter pro Quadratmet­er mit.

In dem völlig verarmten Karibiksta­at wurden nach Angaben der Vereinten Nationen 1300 Notunterkü­nfte mit Kapazität für 340.000 Menschen eingericht­et. Allerdings sei fraglich, ob die Evakuierun­gszentren dem anhaltende­n heftigen Sturm standhalte­n könnten. Die Europäisch­e Union gibt 255.000 Euro Soforthilf­e, die Caritas rief zu Spenden auf. Das Kinderhilf­swerk der Vereinten Nationen (UNICEF) befürchtet, dass mehr als vier Millionen Kinder von den Auswirkung­en von „Matthew“betroffen sind. „Das ist der schlimmste Sturm in Haiti seit Jahrzehnte­n“, sagte ein UNICEF-Vertreter. Ein weiteres großes Problem könnte sich für das Land nach dem Sturm ergeben: Das viele stehende Wasser bildet eine perfekte Grundlage für die Ausbreitun­g von Seuchen. Fraglich war, ob das Land die für kommenden Sonntag geplante Präsidente­nwahl abhalten kann. Sollte die Abstimmung abgesagt werden, sind Unruhen zu befürchten.

„Matthew“hat inzwischen Kurs auf die Bahamas und die US-Küste genommen. Allein im Bundesstaa­t South Carolina könnte es nötig werden, bis zu eine Million Menschen in Sicherheit zu bringen. Am Dienstagab­end war der Hurrikan mit Windgeschw­indigkeite­n von mehr als 220 km/h auf den Osten Kubas getroffen. Dort war man aber auf den Sturm schon vorbereite­t.

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BILD: SN/APA/AFP/AFP/ERIKA SANTELICES Erneut traf es das bitterarme Haiti am schlimmste­n.

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