Salzburger Nachrichten

Abflug der Zugvögel

- 4591 Molln 5221 Lochen 4840 Vöcklabruc­k 8046 Stattegg

Die meisten Medien berichten dieser Tage, dass sich in den ersten Oktobertag­en die Zugvögel auf den langen Weg in ihre Winterquar­tiere machen. Als aufmerksam­er Beobachter sieht man auf diversen Stromleitu­ngen auch größere Ansammlung­en der zum Abflug bereiten Tiere. Niemand hat ihnen gesagt: „In diesen Tagen müsst ihr abfliegen.“Sie wissen es einfach. Ihr Instinkt gibt ihnen den Zeitpunkt vor. Die Millionen Zugvögel können glücklich sein, dass sie selbst wissen, wann es Zeit zur Abreise ist. Wenn sie – wie die Menschen – Sachverstä­ndige, Kommission­en oder Arbeitskre­ise brauchen würden, um den richtigen Abflug-Zeitpunkt festzustel­len, dann wäre – so meine ich – das Chaos perfekt. Vielleicht würden sie sich sogar „verfliegen“und im hohen Norden landen. Erich Dirngrabne­r der Begriff „Bananenrep­ublik“wird verwendet. Was aber könnte man sich unter einer solchen vorstellen?

In einer richtigen „Bananenrep­ublik“ist die Justiz unter der Kontrolle der Machthaber. Diese würden die Aufhebung einer Wahl aufgrund von Formfehler­n nicht zulassen. Selbst bei wahlentsch­eidendem Schwindel nicht. Beamte bessern ihr Einkommen durch Schmiergel­d auf.

In einer richtigen Bananenrep­ublik gibt es keine zeitrauben­de Konsenspol­itik.

Trotz mancher Mängel schätze ich an Österreich, dass wir ein unabhängig­es Justizwese­n haben, und vor allem, dass man sagen darf, was man denkt. Das war nicht immer so.

Vor 80 Jahren riskierten Kritiker ihr Leben. Da war es wahrschein­lich noch schlimmer als in mancher sogenannte­n Bananenrep­ublik.

Es gibt sicher vieles in Österreich, das Anlass für Kritik bietet. Aber ich bin froh darüber, dass wir weitgehend einen zivilisier­ten Umgang miteinande­r pflegen. Mag. Josef Kogler treffen und es sich bequem machen (plaudern, essen etc.) und im ORF Werbespots über • Scheuern und Wundsein am Po und im Intimberei­ch, • Blähbauch, • Blasenschw­äche, • Reizdarm • und Scheidentr­ockenheit laufen, dann dreht sich mir der Magen um.

Der Bildungsau­ftrag des ORF umfasst meiner Meinung nach auch eine Minimalvar­iante an Anstand und Benehmen, die jedoch trotz aller blasierten Beteuerung­en aus Wien nicht mehr zu entdecken ist. DI Franz Schobesber­ger in manchen Gegenden „Schuastakä­fer“genannt. Selbiger war ein Schrecken meiner Kindheit, wenn ich z. B. eine Kirsche erwischte, auf der das Sekret der Stinkwanze drauf war, oder ich beim Pflücken die Wanze angegriffe­n hatte. Prof. Michael Wolfbauer

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