Neues Buch behandelt Folgen der NS-Euthanasie.
Die Aufarbeitung der NS-Euthanasie steckt noch in den Kinderschuhen. Zwischen 1939 und 1945 wurden rund 200.000 Kranke oder Menschen mit Behinderung systematisch ermordet. Die Nationalsozialisten nannten dieses Vorgehen beschönigend Euthanasie („schöner Tod“). In Salzburg wurden 434 Menschen in NS-Euthanasieanstalten ermordet.
Der Historiker Bernhard Gitschtaler hat sich in seinem Buch „Geerbtes Schweigen“(Otto Müller Verlag) auf die Suche nach den Gründen für das Verschweigen und Verdrängen gemacht.
Er unterstützte im Zuge seiner Forschungsarbeit Familien bei der Suche nach ihren ermordeten Familienmitgliedern und konnte den Aufarbeitungsprozess beobachten, der sich über bis zu drei Generationen zog.
Im seinem Buch wird erstmals nicht nur über Euthanasie-Opfer und deren Nachfahren gesprochen – sie kommen auch selbst zu Wort. Das gilt auch für die Buchpräsentation, die der KZ-Verband und die Bürgerliste heute, Donnerstag, um 19 Uhr in der Academy Bar (Franz-Josef-Straße 6, 5020 Salzburg) veranstalten.
Dort wird nämlich Walter Thaler ins Thema einführen. Der ehemalige Zweite Landtagspräsi- dent, ehemalige SPÖ-Landtagsklubchef und ehemalige Zeller Bürgermeister weiß, wie es sich anfühlt, wenn man sich „im Schweigen einrichtet“. Er hat 1942 seinen damals fünfjährigen Bruder Hansi verloren. Erst dreißig Jahre danach bekam er Gewissheit, dass sein Bruder in der Anstalt Am Spiegelgrund in Wien ermordet worden war.